Donnerstag, 6. Dezember 2012
SCHIENENWEGE
manolo ramon, 18:55h
<<You won't find him trying to chase the devil
for money, fame, for power, out of grief
you won't ever find him where the rest go
you will find him, you'll find him next to me. >>
NEXT TO ME – gesungen von Emeli Sande
Philip sah durch tanzende Gardinen aus Schnee nach draußen. Der Fahrtwind des Zuges zog sie immer so eng zusammen, dass ein Blick in die Ferne unmöglich war.
Und so verzichtete er auf diese Beschäftigung und konzentrierte sich auf die Musik, die aus den Kopfhörern kam.
Der junge Araber links von ihm schlief. Den Kopf ans Fenster gelehnt. Mit offenem Mund und machte bei jedem Einatmen ein Geräusch, als würde man einen verstopften Gully freisaugen wollen.
Wieder und immer wieder.
Unter der abgewetzten Lederjacke trug er einen Wollpullover. Sehr schick. Schweizer Wertarbeit.
Um den bärtigen Hals war ein Arafat-Schal geschlungen. Seine Füße steckten in gefütterten Schnürboots.
Bei jedem Ruckeln des Zuges drohte sein linkes Bein abzurutschen. Das Ismail angewinkelt dort platziert hatte. Aber aus einem unerklärlichen Grund hielt es Balance.
Auch im tiefsten Schlaf.
Ismail war wortgewandter als sein Gegenüber. Tim studierte in Hamburg Fotografie und Film und achtete peinlich genau darauf, dass er unter keinen Umständen auf den rechten Fuß des Schlafenden trat. Denn ganz genau hatte in dem Abteil noch keiner begriffen was er genau meinte, als er Stunden zuvor von Demonstrationen oder Kämpfen auf der Straße geredet hatte. Mit seinem Dialekt, der erforderte dass man an manchen Stellen einfach erriet was er zum Beispiel meinte, wenn er sagte „Und dann…“, um seine Hände in einer schnellen Klatschbewegung zusammenzuführen, um sie blitzartig wieder auseinander wirbeln zu lassen. „BOOOOOOOM!!!“, schrie er schon fast. Und wurde beim Reden von einer beängstigenden Euphorie ergriffen, die zum Glück in milden Gesichtszügen verebbte.
Tims Tick nahm zu. Er blinzelte immer öfter und kniff seine Augen fester zusammen.
Er schien Kraftübungen für seine Lider zu machen.
Und obwohl die Statur des Arabers keine angsteinflößende war, eher athletisch trainiert, musterte der Bilderfreund mit der Beethovenfrisur den anderen wie einen schlafenden Löwen.
Tim bohrte gedankenverloren in der Nase, während er die Seiten seines Buches umblätterte. Er war nach der Blonden ins Abteil gekommen. Vor Ismail und Philip.
Und gehörte zusammen mit seiner Nachbarin zur Pulli-Fraktion.
Sein Dufflecoat lag auf der Ablage. Neben der schweren Reisetasche seiner Nachbarin. Einer zierlichen Blonden die entweder eine Handyflat hatte oder am Ende des Monats eine horrende Telefonrechnung. Sie telefonierte unentwegt. Aber so leise, als würde sie in ihre Hand flüstern. Ihre Stimme hob sich von den dumpfen Rumpeln der Metallräder erfrischend ab.
In ihren Gesichtszügen lag etwas Ernstes. Die schmalen Lippen schienen immer von einem leichten Lächeln umspielt. Sie war ganz in sich selbst versunken.
Sie veränderte fast nie ihre Sitzposition, während sie mit einer Bekannten oder Freundin sprach.
Philip war sich sicher, dass sie mit einer Frau sprach. Tim schob sich seine Brille ins Haar. Nährte das Buch dicht vor die Nase, als wären zwischen den Zeilen dreidimensionale Bilder verborgen.
Er ließ die Lektüre sinken und schnaubte leicht neurotisch.
Eine junge Frau mit Schirmmütze trat ins Abteil und wollte Brezeln verkaufen. Ohne Erfolg.
Ihr Kollege hatte mehr Glück und wurde teuren Kaffee und mehrere Schokoriegel los.
Es blieben noch ein paar Stunden, bevor sie ihren Zielbahnhof erreichen würden.
Kaum merklich verlangsamten die Wagen ihre Fahrt. Mitten in der Schneewüste stand ein Bahnhof.
Das Bahnhofsgebäude sah aus, als seien die Fenster lange nicht mehr gesäubert worden. Und durch die kleine Halle war seit Urzeiten kein Mensch gelaufen.
Neben dem Backsteinbau stand ein abgeflachtes Gebäude. An seinen Wänden hoben sich Graffiti vom sterilen Weiß der Umgebung ab. Auf dem Dach stand eine blattlose, einsame Birke.
Es gab eine Bank vor der nur noch die Metallstützen standen. Die Sitzfläche war verschwunden.
Die Unterführung am einzigen Bahnsteig war mit Bauschutt verfüllt worden.
Ein Fetzen Absperrband flatterte verblasst im eisigen Wind.
Hinter dem zersplitterten Glas des Schaukastens hing ein unleserlicher Zettel. Er wies die Fahrgäste daraufhin, dass diese Haltestelle nicht mehr bedient wurde.
Die Blonde von gegenüber war immer noch am Telefonieren.
Sie hatte sich keinem vorgestellt. Und es machte den Eindruck als wolle sie für sich sein oder kein Interesse an jeglicher Konversation haben.
Sie war der Gegenpol zu Ismail. Dessen Stimme überschlug sich fast, wenn er sprach.
Was seinen Akzent noch komischer klingen ließ.
Irgendwie waren sie auf Syrien zu sprechen gekommen. Aufständische hatten angeblich Militärs getötet. Irgendwelche Gefangenen.
„Seht ihr, dafür braucht es Leute wie uns!“, sagte Tim mit seiner Hanseatischen Zunge. Er meinte Fotografen. „Wir drücken einfach auf den Auslöser. Und zack haben wir die unverrückbare Realität abgebildet. Genau das was ist. In Farbe.“
„Und bearbeitet das dann nach Belieben“, warf Ismail ein.
Tim fühlte sich missverstanden. Auf seiner Stirn bildeten sich kleine Falten.
„Stellt euch mal vor. Vielleicht trifft es gar keine Unschuldigen?“, fragte Ismail in die Runde. Philip sah in sich verengende Pupillen.
Die Augen des Arabers waren klar und höchst aufmerksam.
Tims Terry Pratchett Buch rutschte von seinem Rucksack. Und mit einem reflexartigen Vorschnellen der Hand fing Ismail es, bevor es den Boden berührte.
Er reichte es seinem Besitzer. „Danke. Mann!“
„Würde jemand einen Menschen bedrohen den ich liebe. Ginge es darum sein Leben zu schützen. Ich glaube, dass ich den Angreifer verletzten oder töten würde!“
Seine dunklen Augen starrten auf den schneebedeckten Bahnsteig.
Philip und Tim sahen sich an. Daran bestand absolut kein Zweifel.
Das Mädchen hustete kurz und lachte, als Erwiderung auf die Unterhaltung aus dem Handy.
„Aber wie sehr du auch einen Menschen liebst, das rechtfertigt kein Unrecht!“, wand Tim ein. „Niemals!“, bekräftige er.
„Hast du je in deinem Leben eine Situation erlebt Tim, in der es darauf ankam genau das Richtige zu tun? Wo du alle Konsequenzen vergessen hast, weil sie scheissegal waren? Damals in meiner Heimat…“
Der Satz erstarb und seine Lippen bebten leicht.
Kaum wahrnehmbar rollte der Zug weiter. Und hielt dann quietschend.
Die kurzen Finger des Hamburgers zeigten aus dem Fenster. An einem gusseisernen Stahlträger vorbei.
Er deute auf einen dunklen Sack neben einer Streugutkiste. Es konnten auch Plastikplanen sein, die dort langsam eingeschneit wurden.
Jemand hatte sie unachtsam unter der kaputten Überdachung des Bahnhofs abgelegt.
Zu dritt drängten sie sich ans Zugfenster. Ismail war als erster durch den Gang des Waggons gerannt.
„Ich werde ihm mal nachgehen“, sagte Tim bestimmt und zog sein Dufflecoat an. Und kurze Zeit später stand die Blonde bei ihnen. Auf dem Kopf eine komische Eisbärenmütze. Sie überragte die beiden anderen um mindestens zwei Köpfe.
Ein Polarbär mit Winterstiefeln und geringelten Strumpfhosen.
Philip fror schon alleine beim Anblick ihres Cord-Rocks.
Sie hatte wieder ihr Handy am Ohr.
Ismail stand wieder auf. An seinen Hosen haftete Schnee. Er reckte den rechten Daumen nach oben. Schob sich den Arafat-Schal vor den Mund und klopfte dem größeren Tim auf die Schulter. Die drei sprachen miteinander.
Philip sah, wie Tim nickte und mit festen Schritten zu dem Anbau mit dem Graffiti auf den Wänden lief. Er drehte sich nur noch einmal um, um Philip zu winken.
Der Akku des Handys war leer. Und der Zug rollte langsam wieder los.
Der Araber war über einen schmalen Weidezaun geklettert. Genau gegenüber des Bahnhofs. Auf der anderen Seite der Gleise. Philip verfolgte die schmale Gestalt, die sich langsam im Schneegestöber verlor.
Er lief auf den angrenzenden Wald zu. Wahrscheinlich hatte auch er zwischen den Bäumen den wettergeschützten Hochstand auch entdeckt.
Der Schaffner kam und sah ins Abteil. Er nickte stumm, als grüße er einen Bekannten.
Dann riss er mit einem Ruck die Tür auf.
„Entschuldigen Sie, aber wegen Schneebruch musste der Zug eine andere Strecke fahren als sonst. Wir haben es vorhin durchgesagt.“ Vielleicht hatten sie gerade diskutiert und es deswegen nicht mitbekommen. Und dann kam der Zug endlich doch noch an.
Ein Taxi hatte Philip bis vor die Bar des Freundes gebracht. Sie lag leicht versteckt im Szeneviertel.
Philip wartete bis seine Pranken aufgehört hatten auf das Klavier in der Ecke einzudreschen, und setzte sich auf einen der vielen freien Stühle.
Ein Pärchen klatschte begeistert Beifall. Niko verneigte sich und krempelte die Hemdärmel wieder hoch. Dann ließ er den Deckel krachend zu fallen, und entdeckte Philip.
Er erinnerte ihn immer an einen gemütlichen Gemüsehändler auf einem Markt.
Nachdem er seinen Gästen die Tür aufgehalten hatte, gab er Philip die Hand. Zog ihn an sich und umarmte ihn herzlich.
„Gut siehst du aus. Alter Junge!“
Niko hatte merklich zugenommen. Er rauchte immer noch, trotz vieler guter Vorsätze.
„Lieber was heißes zum trinken oder ein kühles Blondes?“ Weil die Antwort ihm zu lange dauerte, schlug sich der Gastwirt auf die breiten Oberschenkel und stand auf.
Er kam mit einem Tablett wieder und stellte ihnen beiden einen Kaffee und ein Bier hin.
Sie begannen ein wenig Smalltalk, als Niko beiläufig fragte „Erzähl. Stimmt es? Du hast sie echt getroffen!?“
Er hatte sich gerade umständlich eine Zigarette angezündet. Und sah ins glutrote Glimmen.
Philip nickte und kratzte sich in den kurzen Haaren. Seine Augen ruhten auf der Maserung des Tisches.
„Ich lief mit Amelie über die Hauptstraße. Dort wo rechts der Farben-Winkler ist. Weißt du, da wo du Fotos gemacht hast von den witzigen Plakaten?“ Niko nickte nachdenklich.
„Es regnete und rechts trug ich einen Haufen Tüten. Links hatte ich Amelie an der Hand. Wir rannten zwischen den Autos über die Straße. Und die Kleine fragte dauernd, warum wir bei Rot über die Straße gehen würden.“
Der Freund ließ den Kaffee kalt werden und trank sein Bier. Der konnte sich glücklich schätzen.
Niko hatte keine Kinder und wollte nie welche. Amelie hatte noch drei Geschwister. „Wir rennen also beide bis zum Eingang der U-Bahn und ich sehe auf den Fahrplan. Als mir ein Duft in die Nase steigt. Es riecht nach dem Chinaimbiss, nach kaltem Regen und etwas anderem. Dieses Parfüm.
Niko. Das hat mich hier drinnen herumgerissen und gegen weiche Wände geschleudert. Und ich sehe mich prüfend um. Rechts von mir eine komische Alte mit einem Dalmatiner und einer Tüte von Dior.
Eine Afrikanerin mit ihrer Tochter. Amelie sagt, dass sie auch so eine Frisur haben möchte, wie das Mädchen. Die Mutter lacht.
Und da steht sie. Sie steht einfach da zwischen den triefendnassen Menschen. Um die Schulter eine Handtasche und eine andere Frisur. Älter war sie geworden, aber immer noch so anziehend.
Sie dreht sich suchend in unsere Richtung. Das kann sie nicht sein. Ich irre mich. Amelie möchte, dass wir eine gebackene Banane mit Honig kaufen gehen, und als ich wieder hoch blicke, da ist die Frau weg. Einfach weg!“
Nikos Lippen sind leicht geöffnet. An der oberen hängt ein bisschen Bierschaum. Er ruckelt leicht mit seinem schweren Kopf, als wolle er sagen: Sprich weiter!
„Und gerade als wir gehen wollen, merke ich es. Sie muss in unserer Nähe sein. Ich bekomme Gänsehaut. Sie steht rechts von uns. Genau neben Amelie.“
„Aber wie sollte das möglich sein. Ihr habt euch doch, ...“, Niko zählte seine Finger und überschlug laut, „Fünfzehn- Zwanzigjahre nicht gesehen. Was wollte sie denn!?“
„Eben. Ich konnte es mir auch nicht erklären.“
Niko überlegte mit dem analytischen Blick eines geübten Schachspielers. „Was hat sie denn gesagt?“, wollte er wissen.
„Sie sagte einfach nur: Hallo! Und dann an Amelie gerichtet: Na. Wer bist du denn!? Das Kind sieht mich an und fragt: Papa, wer ist die Frau?“
Philip sah, dass Niko überlegte was er an seiner Stelle wohl gesagt hätte. Er blies ratlos etwas Rauch aus.
Der Jüngere erzählte dem Freund, dass sie unbedingt mit ihm reden wollte. Für ein zweites Gespräch hatte Philip aber keinen Grund gesehen. Amelie saß neben ihm. Und vielleicht war schon die Einladung zu einem kurzen Kaffee schon ein Fehler gewesen.
Sie habe sich an ihn erinnert. Philip hatte lachen müssen.
Ein abschätziges, kurzes Lachen. Er hatte abgewunken.
„Vergiss es!“, hatte er ihr ruhig gesagt. Und seinen Arm um Amelie gelegt.
„Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Für sich ganz alleine!“
"Du warst früher ganz anders", probierte sie es. Ob er ein Zyniker geworden sei, fragte sie ihn dann.
Und er widerstand dem aufkommenden Impuls sie aus vollem Hals anzuschreien und sie zu fragen, ob sie noch alle Tassen im Schrank habe. Er hatte nur tief eingeatmet, seine Tochter angesehen und an seine Frau gedacht.
„Du hast mir einmal gesagt, dass es einen sicheren Ort geben würde. Einen den du kennst! Erinnerst du dich? - Ich habe dir vertraut Philip!“
Jetzt hatte sie ihn. Er schloss die Augen. Rang mit sich und fasste sich aber wieder.
„Der Ort liegt aber in unserer Vergangenheit, und mein Jetzt das sieht ganz anders aus.“ Er blieb ruhig. "Es sind heute andere Menschen die ich liebe und die mir wichtig sind. Verstehst du?"
Gleich würde sie beginnen zu weinen. Ihre Nasenflügel zitterten und der untere Rand ihrer Augen wurde glasig. Ihre Hände lagen reglos schön neben der Speisekarte.
Sie sah ihn nur stumm an. Ihr Brustkorb hob und senkte sich.
„Du wolltest da sein, wenn ich dich brauche!“ Sprach sie mit ihm?
Es hätte ebenso Amelie sein können. Sie war aber eine erwachsene Frau. Zwanzig Jahre älter, als seine Tochter.
Was waren das schon, Worte? In die Luft gesprochene Zusicherungen und Schwüre.
Er war hin und her gerissen.
Ihr einen Ort schaffen an dem sie sich behütet und aufgehoben fühlen würde? Da war es einfacher mit einem zurechtgebogenen Metallkleiderbügel nach Uran zu suchen.
Niko hatte neues Bier auf den niedrigen Tisch gestellt. „Und hast du dein Herz bewegen lassen?“.
Philip sog die Oberlippe ein und verschob die Uhr am Handgelenk.
„Ich hab´s gewusst“, aber es war nur eine nüchterne Feststellung.
„Sie war nicht ehrlich zu mir. Sicher hatte sie ihre Gründe, …“
„aber schon alleine die Tatsache, dass sie nicht alles sagte. Das widerstrebt dir Philip!“, ergänzte er.
Beide prosteten sich zu und Philip versuchte ein Lächeln.
„Meinst du, dass sie diesen Ort je finden wird?“, fragte Niko.
Der Gast legte einen alten Brief auf den Tisch.
Niko griff ihn. „Ich weiß es nicht“, sagte Philip, und das war die Wahrheit.
„Lieber Philip,
du bist der wichtigste Mensch in meinen Leben. Neben dir ist der Schnee weniger kalt. Ich würde auf dich warten, weil ich mir sicher bin, dass du mich liebst. Mit dir bin ich viel weniger alleine.
Wenn ich an dich denke, dann muss ich automatisch lachen. Dann werde ich glücklich. Egal, wie schlecht es mir vorher ging. Ich kann es kaum erwarten, deine Stimme zu hören.
Es fühlt sich für mich immer surreal an, wenn wir uns sehen.
Und ich glaube, dass es keinen anderen Menschen gibt, dem ich solche Zeilen schreiben würde. Das ist doch verrückt, oder? Empfindest du auch soviel für mich oder vielleicht nicht? Manchmal weiß ich es nicht.
Meinst du, dass es einen Ort gibt, einen an dem ich mich sicher fühlen kann. An dem ich einfach sein darf? Du hast ihn mir versprochen. Existiert er real oder nur in deinen Worten?
…
Niko angelte einen Kuli aus der Hemdtasche und schrieb langsam aufs Papier:
Es gibt diesen Ort! Vielleicht hast du ihn selbst gefunden?
Es gibt nämlich keine Karte, auf der du den Weg finden könntest.
Auf den ersten Blick scheint alles anders zu sein. Aber wenn du aufstehst und ein paar Meter gehst, dann kannst du ihn erkunden.
Vielleicht sieht alles verlassen und trostlos aus, aber das ist nur ein Spiegel. Es sind Reflektionen unseres Denkens.
Wenn du dich umsiehst, spürst du die Kälte. Fühlst den Schnee auf deinem Mantel. Vor dir steht eine Streugutkiste und in deiner Nähe befinden sich Menschen. Ihre Blicke ruhen auf dir. Und vielleicht trägt die Liebe einen Arafat-Schal.
Die Gerechtigkeit mag Terry Pratchett Bücher und der Mut ist eine zierliche, blonde Frau.
Deren Augen blind sind, und die mit dem Herz schärfer sehen kann, als wir alle zusammen.
Und wenn die Wahrheit dein Freund ist, dann sorgt dieser dafür, dass du aus drei Himmelsrichtungen beschützt wirst. Bei jedem Wetter. Das tut ein wahrer Freund!
In die vierte Richtung musst du selbst schauen, denn du trägst eigene Verantwortung für dich.
Und sei dir sicher: Du wirst nie alleine sein-
Denn du bist da!!!
Dann führte Niko langsam den Brief in das leise Knistern über der Kerze. Die auflodernde Hitze umschmiegte die Gesichter der beiden Männer.
Und Philip sah den fallenden Papierstücken zu, wie sie sanft in den breiten Aschenbecher schwebten.
Dann starrte er in das tanzende Flackern über dem Docht.
In Gedanken sah er Ismail. Der saß auf dem Hochstand und blies warme Luft in die hohlen Hände.
Die Worte der Frau mit der Eisbärenmütze mäanderten gegen seine Trommelfelle: „Sie ist hier! Neben der Streugutkiste hat sie sich vorhin auf den Bahnsteig gelegt. Sie schläft. Ich bleibe bei ihr!“
Das Bild des Bahnhofs entfernte sich rasant mit dem Rinnen einer Träne und brannte kurz in seinem Herz wie heißes Wachs.
„Danke!“, sagte Philip in die Stille.
Helle Schatten aus Licht im Gesicht.
„Wofür denn!?“, fragte Niko leicht verwundert. Dann zog er die Nase hoch und wischte sich die rußigen Finger an der Jeans ab.
Manolo Ramon // 6. Dezember 2012
for money, fame, for power, out of grief
you won't ever find him where the rest go
you will find him, you'll find him next to me. >>
NEXT TO ME – gesungen von Emeli Sande
Philip sah durch tanzende Gardinen aus Schnee nach draußen. Der Fahrtwind des Zuges zog sie immer so eng zusammen, dass ein Blick in die Ferne unmöglich war.
Und so verzichtete er auf diese Beschäftigung und konzentrierte sich auf die Musik, die aus den Kopfhörern kam.
Der junge Araber links von ihm schlief. Den Kopf ans Fenster gelehnt. Mit offenem Mund und machte bei jedem Einatmen ein Geräusch, als würde man einen verstopften Gully freisaugen wollen.
Wieder und immer wieder.
Unter der abgewetzten Lederjacke trug er einen Wollpullover. Sehr schick. Schweizer Wertarbeit.
Um den bärtigen Hals war ein Arafat-Schal geschlungen. Seine Füße steckten in gefütterten Schnürboots.
Bei jedem Ruckeln des Zuges drohte sein linkes Bein abzurutschen. Das Ismail angewinkelt dort platziert hatte. Aber aus einem unerklärlichen Grund hielt es Balance.
Auch im tiefsten Schlaf.
Ismail war wortgewandter als sein Gegenüber. Tim studierte in Hamburg Fotografie und Film und achtete peinlich genau darauf, dass er unter keinen Umständen auf den rechten Fuß des Schlafenden trat. Denn ganz genau hatte in dem Abteil noch keiner begriffen was er genau meinte, als er Stunden zuvor von Demonstrationen oder Kämpfen auf der Straße geredet hatte. Mit seinem Dialekt, der erforderte dass man an manchen Stellen einfach erriet was er zum Beispiel meinte, wenn er sagte „Und dann…“, um seine Hände in einer schnellen Klatschbewegung zusammenzuführen, um sie blitzartig wieder auseinander wirbeln zu lassen. „BOOOOOOOM!!!“, schrie er schon fast. Und wurde beim Reden von einer beängstigenden Euphorie ergriffen, die zum Glück in milden Gesichtszügen verebbte.
Tims Tick nahm zu. Er blinzelte immer öfter und kniff seine Augen fester zusammen.
Er schien Kraftübungen für seine Lider zu machen.
Und obwohl die Statur des Arabers keine angsteinflößende war, eher athletisch trainiert, musterte der Bilderfreund mit der Beethovenfrisur den anderen wie einen schlafenden Löwen.
Tim bohrte gedankenverloren in der Nase, während er die Seiten seines Buches umblätterte. Er war nach der Blonden ins Abteil gekommen. Vor Ismail und Philip.
Und gehörte zusammen mit seiner Nachbarin zur Pulli-Fraktion.
Sein Dufflecoat lag auf der Ablage. Neben der schweren Reisetasche seiner Nachbarin. Einer zierlichen Blonden die entweder eine Handyflat hatte oder am Ende des Monats eine horrende Telefonrechnung. Sie telefonierte unentwegt. Aber so leise, als würde sie in ihre Hand flüstern. Ihre Stimme hob sich von den dumpfen Rumpeln der Metallräder erfrischend ab.
In ihren Gesichtszügen lag etwas Ernstes. Die schmalen Lippen schienen immer von einem leichten Lächeln umspielt. Sie war ganz in sich selbst versunken.
Sie veränderte fast nie ihre Sitzposition, während sie mit einer Bekannten oder Freundin sprach.
Philip war sich sicher, dass sie mit einer Frau sprach. Tim schob sich seine Brille ins Haar. Nährte das Buch dicht vor die Nase, als wären zwischen den Zeilen dreidimensionale Bilder verborgen.
Er ließ die Lektüre sinken und schnaubte leicht neurotisch.
Eine junge Frau mit Schirmmütze trat ins Abteil und wollte Brezeln verkaufen. Ohne Erfolg.
Ihr Kollege hatte mehr Glück und wurde teuren Kaffee und mehrere Schokoriegel los.
Es blieben noch ein paar Stunden, bevor sie ihren Zielbahnhof erreichen würden.
Kaum merklich verlangsamten die Wagen ihre Fahrt. Mitten in der Schneewüste stand ein Bahnhof.
Das Bahnhofsgebäude sah aus, als seien die Fenster lange nicht mehr gesäubert worden. Und durch die kleine Halle war seit Urzeiten kein Mensch gelaufen.
Neben dem Backsteinbau stand ein abgeflachtes Gebäude. An seinen Wänden hoben sich Graffiti vom sterilen Weiß der Umgebung ab. Auf dem Dach stand eine blattlose, einsame Birke.
Es gab eine Bank vor der nur noch die Metallstützen standen. Die Sitzfläche war verschwunden.
Die Unterführung am einzigen Bahnsteig war mit Bauschutt verfüllt worden.
Ein Fetzen Absperrband flatterte verblasst im eisigen Wind.
Hinter dem zersplitterten Glas des Schaukastens hing ein unleserlicher Zettel. Er wies die Fahrgäste daraufhin, dass diese Haltestelle nicht mehr bedient wurde.
Die Blonde von gegenüber war immer noch am Telefonieren.
Sie hatte sich keinem vorgestellt. Und es machte den Eindruck als wolle sie für sich sein oder kein Interesse an jeglicher Konversation haben.
Sie war der Gegenpol zu Ismail. Dessen Stimme überschlug sich fast, wenn er sprach.
Was seinen Akzent noch komischer klingen ließ.
Irgendwie waren sie auf Syrien zu sprechen gekommen. Aufständische hatten angeblich Militärs getötet. Irgendwelche Gefangenen.
„Seht ihr, dafür braucht es Leute wie uns!“, sagte Tim mit seiner Hanseatischen Zunge. Er meinte Fotografen. „Wir drücken einfach auf den Auslöser. Und zack haben wir die unverrückbare Realität abgebildet. Genau das was ist. In Farbe.“
„Und bearbeitet das dann nach Belieben“, warf Ismail ein.
Tim fühlte sich missverstanden. Auf seiner Stirn bildeten sich kleine Falten.
„Stellt euch mal vor. Vielleicht trifft es gar keine Unschuldigen?“, fragte Ismail in die Runde. Philip sah in sich verengende Pupillen.
Die Augen des Arabers waren klar und höchst aufmerksam.
Tims Terry Pratchett Buch rutschte von seinem Rucksack. Und mit einem reflexartigen Vorschnellen der Hand fing Ismail es, bevor es den Boden berührte.
Er reichte es seinem Besitzer. „Danke. Mann!“
„Würde jemand einen Menschen bedrohen den ich liebe. Ginge es darum sein Leben zu schützen. Ich glaube, dass ich den Angreifer verletzten oder töten würde!“
Seine dunklen Augen starrten auf den schneebedeckten Bahnsteig.
Philip und Tim sahen sich an. Daran bestand absolut kein Zweifel.
Das Mädchen hustete kurz und lachte, als Erwiderung auf die Unterhaltung aus dem Handy.
„Aber wie sehr du auch einen Menschen liebst, das rechtfertigt kein Unrecht!“, wand Tim ein. „Niemals!“, bekräftige er.
„Hast du je in deinem Leben eine Situation erlebt Tim, in der es darauf ankam genau das Richtige zu tun? Wo du alle Konsequenzen vergessen hast, weil sie scheissegal waren? Damals in meiner Heimat…“
Der Satz erstarb und seine Lippen bebten leicht.
Kaum wahrnehmbar rollte der Zug weiter. Und hielt dann quietschend.
Die kurzen Finger des Hamburgers zeigten aus dem Fenster. An einem gusseisernen Stahlträger vorbei.
Er deute auf einen dunklen Sack neben einer Streugutkiste. Es konnten auch Plastikplanen sein, die dort langsam eingeschneit wurden.
Jemand hatte sie unachtsam unter der kaputten Überdachung des Bahnhofs abgelegt.
Zu dritt drängten sie sich ans Zugfenster. Ismail war als erster durch den Gang des Waggons gerannt.
„Ich werde ihm mal nachgehen“, sagte Tim bestimmt und zog sein Dufflecoat an. Und kurze Zeit später stand die Blonde bei ihnen. Auf dem Kopf eine komische Eisbärenmütze. Sie überragte die beiden anderen um mindestens zwei Köpfe.
Ein Polarbär mit Winterstiefeln und geringelten Strumpfhosen.
Philip fror schon alleine beim Anblick ihres Cord-Rocks.
Sie hatte wieder ihr Handy am Ohr.
Ismail stand wieder auf. An seinen Hosen haftete Schnee. Er reckte den rechten Daumen nach oben. Schob sich den Arafat-Schal vor den Mund und klopfte dem größeren Tim auf die Schulter. Die drei sprachen miteinander.
Philip sah, wie Tim nickte und mit festen Schritten zu dem Anbau mit dem Graffiti auf den Wänden lief. Er drehte sich nur noch einmal um, um Philip zu winken.
Der Akku des Handys war leer. Und der Zug rollte langsam wieder los.
Der Araber war über einen schmalen Weidezaun geklettert. Genau gegenüber des Bahnhofs. Auf der anderen Seite der Gleise. Philip verfolgte die schmale Gestalt, die sich langsam im Schneegestöber verlor.
Er lief auf den angrenzenden Wald zu. Wahrscheinlich hatte auch er zwischen den Bäumen den wettergeschützten Hochstand auch entdeckt.
Der Schaffner kam und sah ins Abteil. Er nickte stumm, als grüße er einen Bekannten.
Dann riss er mit einem Ruck die Tür auf.
„Entschuldigen Sie, aber wegen Schneebruch musste der Zug eine andere Strecke fahren als sonst. Wir haben es vorhin durchgesagt.“ Vielleicht hatten sie gerade diskutiert und es deswegen nicht mitbekommen. Und dann kam der Zug endlich doch noch an.
Ein Taxi hatte Philip bis vor die Bar des Freundes gebracht. Sie lag leicht versteckt im Szeneviertel.
Philip wartete bis seine Pranken aufgehört hatten auf das Klavier in der Ecke einzudreschen, und setzte sich auf einen der vielen freien Stühle.
Ein Pärchen klatschte begeistert Beifall. Niko verneigte sich und krempelte die Hemdärmel wieder hoch. Dann ließ er den Deckel krachend zu fallen, und entdeckte Philip.
Er erinnerte ihn immer an einen gemütlichen Gemüsehändler auf einem Markt.
Nachdem er seinen Gästen die Tür aufgehalten hatte, gab er Philip die Hand. Zog ihn an sich und umarmte ihn herzlich.
„Gut siehst du aus. Alter Junge!“
Niko hatte merklich zugenommen. Er rauchte immer noch, trotz vieler guter Vorsätze.
„Lieber was heißes zum trinken oder ein kühles Blondes?“ Weil die Antwort ihm zu lange dauerte, schlug sich der Gastwirt auf die breiten Oberschenkel und stand auf.
Er kam mit einem Tablett wieder und stellte ihnen beiden einen Kaffee und ein Bier hin.
Sie begannen ein wenig Smalltalk, als Niko beiläufig fragte „Erzähl. Stimmt es? Du hast sie echt getroffen!?“
Er hatte sich gerade umständlich eine Zigarette angezündet. Und sah ins glutrote Glimmen.
Philip nickte und kratzte sich in den kurzen Haaren. Seine Augen ruhten auf der Maserung des Tisches.
„Ich lief mit Amelie über die Hauptstraße. Dort wo rechts der Farben-Winkler ist. Weißt du, da wo du Fotos gemacht hast von den witzigen Plakaten?“ Niko nickte nachdenklich.
„Es regnete und rechts trug ich einen Haufen Tüten. Links hatte ich Amelie an der Hand. Wir rannten zwischen den Autos über die Straße. Und die Kleine fragte dauernd, warum wir bei Rot über die Straße gehen würden.“
Der Freund ließ den Kaffee kalt werden und trank sein Bier. Der konnte sich glücklich schätzen.
Niko hatte keine Kinder und wollte nie welche. Amelie hatte noch drei Geschwister. „Wir rennen also beide bis zum Eingang der U-Bahn und ich sehe auf den Fahrplan. Als mir ein Duft in die Nase steigt. Es riecht nach dem Chinaimbiss, nach kaltem Regen und etwas anderem. Dieses Parfüm.
Niko. Das hat mich hier drinnen herumgerissen und gegen weiche Wände geschleudert. Und ich sehe mich prüfend um. Rechts von mir eine komische Alte mit einem Dalmatiner und einer Tüte von Dior.
Eine Afrikanerin mit ihrer Tochter. Amelie sagt, dass sie auch so eine Frisur haben möchte, wie das Mädchen. Die Mutter lacht.
Und da steht sie. Sie steht einfach da zwischen den triefendnassen Menschen. Um die Schulter eine Handtasche und eine andere Frisur. Älter war sie geworden, aber immer noch so anziehend.
Sie dreht sich suchend in unsere Richtung. Das kann sie nicht sein. Ich irre mich. Amelie möchte, dass wir eine gebackene Banane mit Honig kaufen gehen, und als ich wieder hoch blicke, da ist die Frau weg. Einfach weg!“
Nikos Lippen sind leicht geöffnet. An der oberen hängt ein bisschen Bierschaum. Er ruckelt leicht mit seinem schweren Kopf, als wolle er sagen: Sprich weiter!
„Und gerade als wir gehen wollen, merke ich es. Sie muss in unserer Nähe sein. Ich bekomme Gänsehaut. Sie steht rechts von uns. Genau neben Amelie.“
„Aber wie sollte das möglich sein. Ihr habt euch doch, ...“, Niko zählte seine Finger und überschlug laut, „Fünfzehn- Zwanzigjahre nicht gesehen. Was wollte sie denn!?“
„Eben. Ich konnte es mir auch nicht erklären.“
Niko überlegte mit dem analytischen Blick eines geübten Schachspielers. „Was hat sie denn gesagt?“, wollte er wissen.
„Sie sagte einfach nur: Hallo! Und dann an Amelie gerichtet: Na. Wer bist du denn!? Das Kind sieht mich an und fragt: Papa, wer ist die Frau?“
Philip sah, dass Niko überlegte was er an seiner Stelle wohl gesagt hätte. Er blies ratlos etwas Rauch aus.
Der Jüngere erzählte dem Freund, dass sie unbedingt mit ihm reden wollte. Für ein zweites Gespräch hatte Philip aber keinen Grund gesehen. Amelie saß neben ihm. Und vielleicht war schon die Einladung zu einem kurzen Kaffee schon ein Fehler gewesen.
Sie habe sich an ihn erinnert. Philip hatte lachen müssen.
Ein abschätziges, kurzes Lachen. Er hatte abgewunken.
„Vergiss es!“, hatte er ihr ruhig gesagt. Und seinen Arm um Amelie gelegt.
„Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Für sich ganz alleine!“
"Du warst früher ganz anders", probierte sie es. Ob er ein Zyniker geworden sei, fragte sie ihn dann.
Und er widerstand dem aufkommenden Impuls sie aus vollem Hals anzuschreien und sie zu fragen, ob sie noch alle Tassen im Schrank habe. Er hatte nur tief eingeatmet, seine Tochter angesehen und an seine Frau gedacht.
„Du hast mir einmal gesagt, dass es einen sicheren Ort geben würde. Einen den du kennst! Erinnerst du dich? - Ich habe dir vertraut Philip!“
Jetzt hatte sie ihn. Er schloss die Augen. Rang mit sich und fasste sich aber wieder.
„Der Ort liegt aber in unserer Vergangenheit, und mein Jetzt das sieht ganz anders aus.“ Er blieb ruhig. "Es sind heute andere Menschen die ich liebe und die mir wichtig sind. Verstehst du?"
Gleich würde sie beginnen zu weinen. Ihre Nasenflügel zitterten und der untere Rand ihrer Augen wurde glasig. Ihre Hände lagen reglos schön neben der Speisekarte.
Sie sah ihn nur stumm an. Ihr Brustkorb hob und senkte sich.
„Du wolltest da sein, wenn ich dich brauche!“ Sprach sie mit ihm?
Es hätte ebenso Amelie sein können. Sie war aber eine erwachsene Frau. Zwanzig Jahre älter, als seine Tochter.
Was waren das schon, Worte? In die Luft gesprochene Zusicherungen und Schwüre.
Er war hin und her gerissen.
Ihr einen Ort schaffen an dem sie sich behütet und aufgehoben fühlen würde? Da war es einfacher mit einem zurechtgebogenen Metallkleiderbügel nach Uran zu suchen.
Niko hatte neues Bier auf den niedrigen Tisch gestellt. „Und hast du dein Herz bewegen lassen?“.
Philip sog die Oberlippe ein und verschob die Uhr am Handgelenk.
„Ich hab´s gewusst“, aber es war nur eine nüchterne Feststellung.
„Sie war nicht ehrlich zu mir. Sicher hatte sie ihre Gründe, …“
„aber schon alleine die Tatsache, dass sie nicht alles sagte. Das widerstrebt dir Philip!“, ergänzte er.
Beide prosteten sich zu und Philip versuchte ein Lächeln.
„Meinst du, dass sie diesen Ort je finden wird?“, fragte Niko.
Der Gast legte einen alten Brief auf den Tisch.
Niko griff ihn. „Ich weiß es nicht“, sagte Philip, und das war die Wahrheit.
„Lieber Philip,
du bist der wichtigste Mensch in meinen Leben. Neben dir ist der Schnee weniger kalt. Ich würde auf dich warten, weil ich mir sicher bin, dass du mich liebst. Mit dir bin ich viel weniger alleine.
Wenn ich an dich denke, dann muss ich automatisch lachen. Dann werde ich glücklich. Egal, wie schlecht es mir vorher ging. Ich kann es kaum erwarten, deine Stimme zu hören.
Es fühlt sich für mich immer surreal an, wenn wir uns sehen.
Und ich glaube, dass es keinen anderen Menschen gibt, dem ich solche Zeilen schreiben würde. Das ist doch verrückt, oder? Empfindest du auch soviel für mich oder vielleicht nicht? Manchmal weiß ich es nicht.
Meinst du, dass es einen Ort gibt, einen an dem ich mich sicher fühlen kann. An dem ich einfach sein darf? Du hast ihn mir versprochen. Existiert er real oder nur in deinen Worten?
…
Niko angelte einen Kuli aus der Hemdtasche und schrieb langsam aufs Papier:
Es gibt diesen Ort! Vielleicht hast du ihn selbst gefunden?
Es gibt nämlich keine Karte, auf der du den Weg finden könntest.
Auf den ersten Blick scheint alles anders zu sein. Aber wenn du aufstehst und ein paar Meter gehst, dann kannst du ihn erkunden.
Vielleicht sieht alles verlassen und trostlos aus, aber das ist nur ein Spiegel. Es sind Reflektionen unseres Denkens.
Wenn du dich umsiehst, spürst du die Kälte. Fühlst den Schnee auf deinem Mantel. Vor dir steht eine Streugutkiste und in deiner Nähe befinden sich Menschen. Ihre Blicke ruhen auf dir. Und vielleicht trägt die Liebe einen Arafat-Schal.
Die Gerechtigkeit mag Terry Pratchett Bücher und der Mut ist eine zierliche, blonde Frau.
Deren Augen blind sind, und die mit dem Herz schärfer sehen kann, als wir alle zusammen.
Und wenn die Wahrheit dein Freund ist, dann sorgt dieser dafür, dass du aus drei Himmelsrichtungen beschützt wirst. Bei jedem Wetter. Das tut ein wahrer Freund!
In die vierte Richtung musst du selbst schauen, denn du trägst eigene Verantwortung für dich.
Und sei dir sicher: Du wirst nie alleine sein-
Denn du bist da!!!
Dann führte Niko langsam den Brief in das leise Knistern über der Kerze. Die auflodernde Hitze umschmiegte die Gesichter der beiden Männer.
Und Philip sah den fallenden Papierstücken zu, wie sie sanft in den breiten Aschenbecher schwebten.
Dann starrte er in das tanzende Flackern über dem Docht.
In Gedanken sah er Ismail. Der saß auf dem Hochstand und blies warme Luft in die hohlen Hände.
Die Worte der Frau mit der Eisbärenmütze mäanderten gegen seine Trommelfelle: „Sie ist hier! Neben der Streugutkiste hat sie sich vorhin auf den Bahnsteig gelegt. Sie schläft. Ich bleibe bei ihr!“
Das Bild des Bahnhofs entfernte sich rasant mit dem Rinnen einer Träne und brannte kurz in seinem Herz wie heißes Wachs.
„Danke!“, sagte Philip in die Stille.
Helle Schatten aus Licht im Gesicht.
„Wofür denn!?“, fragte Niko leicht verwundert. Dann zog er die Nase hoch und wischte sich die rußigen Finger an der Jeans ab.
Manolo Ramon // 6. Dezember 2012
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Dienstag, 16. Oktober 2012
LEONIE KOMMT NACH HAUSE
manolo ramon, 22:55h
Es gibt viele Katastrophen. In meinem Dorf gerät alles aus dem Takt, wenn der gelbe Postkasten nicht geleert wird.
Dann hängt links neben der Metzgerei das Geschlossen-Schild an der Eingangstür.
Und der walrossige Valentin steht nicht in seinem Laden.
Das Neonlicht flackert nicht über dem engen Labyrinth aus Cornflakes, Hygieneartikeln, Uhu-Flaschen und Etiketten für Einmachgläser.
Die Frau vom Heinrich, die wusste noch wie man Obst und Kürbis haltbar macht. Ohne Weißblechdosen und einer Fabrikhalle voller Technik.
Der Oma wurde die Welt hier nie zu eng. Dieses dicht an dicht aus Bäumen. Die kannte sie alle mit Namen. Und die Frau mit dem Dutt auf dem Kopf war glücklich hier.
Wenn die Sonne über den Baumwipfeln aufging, dann war sie ergriffen. Und die Hand mit den kurzen Fingern hat mir manches Reh gezeigt, das im Nebel aus dem Wald geschlichen war.
Der Geruch der frischen Steinpilze und das altersschwache Radio auf dem schmalen Regal in der Küche. Das ist Heimat für mich.
Und den Heinrich zog es auch nicht nach San Francisco. Für ihn war der breite Bach sein Mittelmeer. Er brauchte kein Guinness. Und das Pergamonmuseum war für ihn so interessant, wie für mich die ausgestellten Dreschflegel und Melkschemel.
Die konnten unter der Woche im Bauernmuseum bestaunt werden.
Am Wochenende war geschlossen. Was daran liegen konnte, dass samstags immer noch alles geschafft werden musste, was bis dahin noch nicht erledigt worden war. Und sei es die Herbstblätter vom feuchten Kopfsteinpflaster zu fegen.
Sonntags blieb nach der Kirche noch genug Zeit, um in den Familien zusammen zu sitzen.
Der Valentin hatte schnaubend seine Noten zusammengepackt und das Licht auf der Empore gelöscht. Und am Ausgang drückte ein bärtiger Seefahrer jedem die Hand.
Unser Pfarrer.
Und dann saß man in der „guten Stube“ zusammen, wie Oma immer sagte und unterhielt sich oder spielte Karten. Und bei einem Bier wurde streng vertraulich über diesen und jenen aus der Nachbarschaft geraunt, gerade so laut dass es alle Anwesenden hören konnten.
Und so entlud mich mein Vater in den Ferien oft vor dem Haus meiner Großeltern. Ich habe den Wochen immer schon entgegengefiebert und mich auf dieses Postkartenidyll gefreut.
Diese Umklammerung des Eingepfercht-Seins war mir da noch fremd. Nicht ohne Grund lebten wir in der Stadt.
Höchst widerwillig hatte Opa zur Kenntnis genommen, dass sein einziger Sohn nicht Förster werden wollte. Wahrscheinlich hat Opa gar nichts gesagt, sich nur seinen Lodenmantel umgehängt, die Hände in die Taschen gesteckt und ist wortlos den Weg am Wald hochgelaufen.
Opa hat nie viel gesprochen. Sein Vokabular schien aus den wichtigsten Sätzen zu bestehen. Gerade so viele, dass er mit Menschen gut auskam und Streit vermied. Und zu wenige, um Freundschaften zu schließen.
Nur das Zitherspiel ließ auf seinem schmalen Gesicht einen Anflug bedächtiger Freude wetterleuchten.
Mit dem Verklingen der Musik wichen die tanzenden Bewegungen seiner Augenbrauen.
Es gab einen Mann mit dem sich Heinrich einen Deut besser verstand, als mit anderen Menschen. Nicht dass es deutlich spürbar gewesen wäre.
Für einen, der zufällig die Kirchgasse entlanggelaufen wäre, hätten dort nur zwei alte Herren gestanden und beim Blick über die zertretenen Koppeln vom Bauern Kerchel geschwiegen, die noch vor dem Mühlbach lagen.
Günter nannte ihn Opa in den letzten Jahren immer. In der Zeit in der er begann zu vergessen. Und Leonies Opa schwieg, obwohl er nicht Günter hieß.
Wenn die Tochter von Richters von dem ausklingen der Jugend an, bis zum Erwachsenenalter an Schönheit verloren hatte, war Leonie das Gegenteil davon.
Und als Kind habe ich mir nichts daraus gemacht, wer neben mir in Gummistiefel durch den Matsch stapfte.
Leonie war fast so stark, wie wir Jungs. Sie war das mutigste Mädchen das ich bis dahin kennen gelernt habe.
„Wetten, du packst es nicht bis zu dem Ast da rauf zu klettern!?“ – „Tue ich wohl!“ Und wir beneideten sie fast ein bisschen, als sie aus dem Kirschbaum fiel und sich den Arm brach.
Voller Stolz zeigte sie uns später die Narbe.
Und mit den Jahren wurden Leonie und ich uns enge Vertraute. Die Schulzeit endete und mit ihr die Sommerferien.
Es boten sich weniger Möglichkeiten in unser Dorf zu kommen.
Die behütete Kindheit führte ins Leben.
Und die täglichen Herausforderungen hatten oft wenig gemeinsam mit dem ruhigen Landschaftsbild.
Ich kann mich noch an Leonies Tränen erinnern, als Opa mit dem schwerkranken Jagdhund zum Tierarzt fahren wollte.
Er stoppte am Waldrand und lud den Hund auf einen Arm, während er sein Gewehr schulterte. Und Leonie drückte mit ihrer Hand meine, ganz fest. Es knallte.
Und die Krähen stießen sich erschreckt vom lehmigen Feld ab.
Seit dieser Zeit habe ich nie wieder mit einer Freundin bei Taschenlampenlicht unter einem Wolldeckenzelt Comics gelesen.
Geschweige denn mich für einen Reporter mit Hund interessiert.
Mit Leonie habe ich zusammen Mückenstiche gezählt.
Und später noch ganz andere Sachen erlebt. In der Wiese. Über uns ein Ozean aus Sternen.
Wir haben zusammen Stockbrot gebacken und die Keksdose ihrer Oma geplündert.
Sie und ich waren beide die Gendarmen, weil keiner der Räuber sein wollte.
Und ich frage mich, warum sich diese hübsche, junge Frau so oft im Leben verirrt hat.
„Warum hast du diesen Schlingerkurs eingeschlagen?“ – „Ich kann es dir nicht sagen. Ehrlich!“
Mit den Jahren verlieren sich Menschen aus den Augen. Einst nahe Personen verlieren an Bedeutung.
Es bleiben gemeinsame Erinnerungen oder nicht mal diese.
Ich weiß, dass du studierst hattest. Wir haben uns auch noch drei oder vier Mal gesehen, bevor ich ans Meer zog.
Nach 5 Jahren hörte ich wieder von dir. Und wir waren uns fremd in den ersten Minuten.
Und heute rief dein Vater morgens im Büro an und hinterließ eine Nachricht.
Abends hörte ich stundenlang Musik und trank dabei Cabernet Sauvignon. Starrte in die Oktobernacht und schlief mit brennender Leere im Kopf ein.
Das Handy weckte mich. Mitten in der Nacht.
„Und ich soll wirklich nicht mit dir mitkommen?“ Ich habe bloß leicht meinen Kopf geschüttelt und meine Frau angesehen. Ihre Augen versuchten meinen Blick zu greifen. Und ich spürte noch die Wärme ihres Kusses, als ich auf die Autobahn abbog.
Ich hatte ihren Geruch in der Nase. Und er verlor sich nicht, als ich eine Currywurst mit Pommes aß, die schon zu lange im Fett geschwommen waren.
Der Tankwart bot einem Fahrer seine Dienste an.
Und ich fuhr und fuhr, ließ die dreispurige Autobahn hinter mir. Und die blauen Schilder wurden weniger. Dann gab es nur noch gelbe Ortsschilder und weniger Verkehr.
An was ich gedacht habe, daran kann ich mich nicht erinnern. Bloß daran, wie ich bei meinen Eltern vor dem schweren Eisentor stand.
Und wir lagen uns in den Armen und schwiegen.
Papa verstärkte den Druck seiner Hand auf meiner Schulter.
Später am Tag stieg ich wieder ins Auto. Und dann begannen die Straßen zu steigen, nur um ein paar Minuten später wieder zu fallen. Nach einer Biegung schmiegten sie sich in einen dichter werdenden Wald.
Im Scheinwerferlicht passierte der Kombi ein Ortsschild.
Kurz dahinter kamen das Bauernmuseum und die Wiesen vom Bauernhof. Bei Kerchels brannte Licht.
Und wenn es früher am Tag gewesen wäre, dann hätte man die Kühe muhen hören.
Dann breiteten die Sterne ihr kühles Tuch über den Silhouetten der Bäume aus. Und die Nacht verschlang das letzte Licht.
Der Kombi stoppte am Waldrand. Genau dort, wo der schmale Weg zwischen die Bäume führte.
Ein großer Schatten schritt den Hang hinauf.
Ich atmete angestrengt und blieb genau an der Stelle stehen, wo früher der Hochsitz gestanden hatte.
Unter mir sah ich das Dorf. Die Viehweiden ließen sich nur erahnen. Der Wald lag wie ein Boomerang vor mir.
„Komm setz dich!“, sagte ich zu ihr und sie lachte. Dann legte ich meinen Arm um sie und zeigte in die Nacht.
„Weißt du noch, als wir hier oben auf dem Hochsitz saßen und unten die Störche beobachtet haben?“ „Bist du sicher, dass wir hier oben saßen? Waren wir da nicht unten auf der Bank neben der Buche?“
Es sind die Plätze mit denen wir viel verbinden.
Orte mit Personen und Personen mit Orten.
Der Mann kramte in seinem Rucksack. „Ich habe dir etwas mitgebracht“, und in der Kühle der Nacht legte er eine Postkarte und eine kleine Muschel ins Laub. Gespannt auf ihre Reaktion.
Sie sah ihn an und er wusste, dass ihre Augen blau in der Sonne funkelten.
Mit zarten Fingern nahm sie das Mitbringsel vom Meer auf und betastete es nachdenklich.
Sie strahlte und erinnerte sich „Die habe ich dir geschenkt!“.
Ihm Schein der entfachen Petroleumleuchte strichen ihre Augen durch die Zeilen.
Sie konzentrierte sich und hin und wieder schlugen die feinen Fältchen der Freude Kapriolen:
Lieber Marc,
nach einer Woche am Meer bin ich mit meinen Eltern wieder bei Oma und Opa. *würg* Hier ist es total langweilig. Und Jan nervt mich total (wie ich kleine Brüder hasse!).
Am Meer wars echt cool. Ging sogar mit Schwimmen. Wenn du mal ans Meer fahren willst. Also ich wäre absolut dabei!
Hier sagen sich echt Hase und Igel gute Nacht. Weißt du was? Dem Kerchel ist letzt die Hälfte seiner Kühe durch den Elektrozaun gerannt. Die haben das halbe Dorf zu geschissen. Die Feuerwehr ist angerückt und Flecki hat zum Geheul der Sirene den Wolf in sich entdeckt.
Klingt vielleicht komisch *nerv*, aber ich mag dich irgendwie.
Auch wenn du manchmal so nervig bist, wie Jan *lach*
Aber du bist anders, als die anderen Jungs. Die sind so laaaaaaaangweilig.
Und ich freue mich schon, wenn du wieder nach Hause kommst.
HDGDL Deine Leonie
P.S. Schreib mir mal zurück!
Die alte Kerchels stand am Fenster der Küche und sah zum Waldrand. Dort spielte Marc Leonie gerade sein Cover von „Written on the sky“ vor, das er aufgenommen hatte. Er hielt sie eng an sich gedrückt.
Die Frau kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen. Da war es doch heller? Genau an dem Punkt, von dem aus man die Beste Aussicht über das Dorf hatte.
Dort saßen Marc und Leonie immer.
Die Zwei waren unzertrennlich. Wie Pech und Schwefel. Wobei man schon gehört hatte, dass es Leonie nicht immer leicht gehabt hatte.
Wenn man dem alten René trauen konnte. Dem war einiges zu Ohren gekommen.
Und jetzt war Leonie nach Hause gekommen. Für immer.
Nachdem sie Fotos ihrer Heimat gemacht hatte.
Das Auto. Ihr Schicksal.
Sie war eine so bezaubernd schöne Frau geworden.
Die Frau am Fenster schloss die Augen und sah die beiden vor sich.
Marc und seine Frau: Leonie.
Und jeder andere hätte nur einen einsamen Mann gesehen, der im nieselnden Regen zwischen den Bäumen saß und mit sich selbst redete.
„Ich habe dich sosehr geliebt“, sagte Marc in die Nacht. Und ein Kauz antwortete ihm.
Dann zog er einen Stift aus der Jacke und begann zu schreiben. Leonie sah ihm über die Schulter. Marc spürte die Wärme ihres Atems und den Geruch ihrer Haare.
„Morgen kommst du nach Hause“, sagte er mehr zu sich selbst.
„Es gibt viele Katastrophen“, formte die Mine auf dem Block.
Manolo Ramon // 16. Oktober 2012
Dann hängt links neben der Metzgerei das Geschlossen-Schild an der Eingangstür.
Und der walrossige Valentin steht nicht in seinem Laden.
Das Neonlicht flackert nicht über dem engen Labyrinth aus Cornflakes, Hygieneartikeln, Uhu-Flaschen und Etiketten für Einmachgläser.
Die Frau vom Heinrich, die wusste noch wie man Obst und Kürbis haltbar macht. Ohne Weißblechdosen und einer Fabrikhalle voller Technik.
Der Oma wurde die Welt hier nie zu eng. Dieses dicht an dicht aus Bäumen. Die kannte sie alle mit Namen. Und die Frau mit dem Dutt auf dem Kopf war glücklich hier.
Wenn die Sonne über den Baumwipfeln aufging, dann war sie ergriffen. Und die Hand mit den kurzen Fingern hat mir manches Reh gezeigt, das im Nebel aus dem Wald geschlichen war.
Der Geruch der frischen Steinpilze und das altersschwache Radio auf dem schmalen Regal in der Küche. Das ist Heimat für mich.
Und den Heinrich zog es auch nicht nach San Francisco. Für ihn war der breite Bach sein Mittelmeer. Er brauchte kein Guinness. Und das Pergamonmuseum war für ihn so interessant, wie für mich die ausgestellten Dreschflegel und Melkschemel.
Die konnten unter der Woche im Bauernmuseum bestaunt werden.
Am Wochenende war geschlossen. Was daran liegen konnte, dass samstags immer noch alles geschafft werden musste, was bis dahin noch nicht erledigt worden war. Und sei es die Herbstblätter vom feuchten Kopfsteinpflaster zu fegen.
Sonntags blieb nach der Kirche noch genug Zeit, um in den Familien zusammen zu sitzen.
Der Valentin hatte schnaubend seine Noten zusammengepackt und das Licht auf der Empore gelöscht. Und am Ausgang drückte ein bärtiger Seefahrer jedem die Hand.
Unser Pfarrer.
Und dann saß man in der „guten Stube“ zusammen, wie Oma immer sagte und unterhielt sich oder spielte Karten. Und bei einem Bier wurde streng vertraulich über diesen und jenen aus der Nachbarschaft geraunt, gerade so laut dass es alle Anwesenden hören konnten.
Und so entlud mich mein Vater in den Ferien oft vor dem Haus meiner Großeltern. Ich habe den Wochen immer schon entgegengefiebert und mich auf dieses Postkartenidyll gefreut.
Diese Umklammerung des Eingepfercht-Seins war mir da noch fremd. Nicht ohne Grund lebten wir in der Stadt.
Höchst widerwillig hatte Opa zur Kenntnis genommen, dass sein einziger Sohn nicht Förster werden wollte. Wahrscheinlich hat Opa gar nichts gesagt, sich nur seinen Lodenmantel umgehängt, die Hände in die Taschen gesteckt und ist wortlos den Weg am Wald hochgelaufen.
Opa hat nie viel gesprochen. Sein Vokabular schien aus den wichtigsten Sätzen zu bestehen. Gerade so viele, dass er mit Menschen gut auskam und Streit vermied. Und zu wenige, um Freundschaften zu schließen.
Nur das Zitherspiel ließ auf seinem schmalen Gesicht einen Anflug bedächtiger Freude wetterleuchten.
Mit dem Verklingen der Musik wichen die tanzenden Bewegungen seiner Augenbrauen.
Es gab einen Mann mit dem sich Heinrich einen Deut besser verstand, als mit anderen Menschen. Nicht dass es deutlich spürbar gewesen wäre.
Für einen, der zufällig die Kirchgasse entlanggelaufen wäre, hätten dort nur zwei alte Herren gestanden und beim Blick über die zertretenen Koppeln vom Bauern Kerchel geschwiegen, die noch vor dem Mühlbach lagen.
Günter nannte ihn Opa in den letzten Jahren immer. In der Zeit in der er begann zu vergessen. Und Leonies Opa schwieg, obwohl er nicht Günter hieß.
Wenn die Tochter von Richters von dem ausklingen der Jugend an, bis zum Erwachsenenalter an Schönheit verloren hatte, war Leonie das Gegenteil davon.
Und als Kind habe ich mir nichts daraus gemacht, wer neben mir in Gummistiefel durch den Matsch stapfte.
Leonie war fast so stark, wie wir Jungs. Sie war das mutigste Mädchen das ich bis dahin kennen gelernt habe.
„Wetten, du packst es nicht bis zu dem Ast da rauf zu klettern!?“ – „Tue ich wohl!“ Und wir beneideten sie fast ein bisschen, als sie aus dem Kirschbaum fiel und sich den Arm brach.
Voller Stolz zeigte sie uns später die Narbe.
Und mit den Jahren wurden Leonie und ich uns enge Vertraute. Die Schulzeit endete und mit ihr die Sommerferien.
Es boten sich weniger Möglichkeiten in unser Dorf zu kommen.
Die behütete Kindheit führte ins Leben.
Und die täglichen Herausforderungen hatten oft wenig gemeinsam mit dem ruhigen Landschaftsbild.
Ich kann mich noch an Leonies Tränen erinnern, als Opa mit dem schwerkranken Jagdhund zum Tierarzt fahren wollte.
Er stoppte am Waldrand und lud den Hund auf einen Arm, während er sein Gewehr schulterte. Und Leonie drückte mit ihrer Hand meine, ganz fest. Es knallte.
Und die Krähen stießen sich erschreckt vom lehmigen Feld ab.
Seit dieser Zeit habe ich nie wieder mit einer Freundin bei Taschenlampenlicht unter einem Wolldeckenzelt Comics gelesen.
Geschweige denn mich für einen Reporter mit Hund interessiert.
Mit Leonie habe ich zusammen Mückenstiche gezählt.
Und später noch ganz andere Sachen erlebt. In der Wiese. Über uns ein Ozean aus Sternen.
Wir haben zusammen Stockbrot gebacken und die Keksdose ihrer Oma geplündert.
Sie und ich waren beide die Gendarmen, weil keiner der Räuber sein wollte.
Und ich frage mich, warum sich diese hübsche, junge Frau so oft im Leben verirrt hat.
„Warum hast du diesen Schlingerkurs eingeschlagen?“ – „Ich kann es dir nicht sagen. Ehrlich!“
Mit den Jahren verlieren sich Menschen aus den Augen. Einst nahe Personen verlieren an Bedeutung.
Es bleiben gemeinsame Erinnerungen oder nicht mal diese.
Ich weiß, dass du studierst hattest. Wir haben uns auch noch drei oder vier Mal gesehen, bevor ich ans Meer zog.
Nach 5 Jahren hörte ich wieder von dir. Und wir waren uns fremd in den ersten Minuten.
Und heute rief dein Vater morgens im Büro an und hinterließ eine Nachricht.
Abends hörte ich stundenlang Musik und trank dabei Cabernet Sauvignon. Starrte in die Oktobernacht und schlief mit brennender Leere im Kopf ein.
Das Handy weckte mich. Mitten in der Nacht.
„Und ich soll wirklich nicht mit dir mitkommen?“ Ich habe bloß leicht meinen Kopf geschüttelt und meine Frau angesehen. Ihre Augen versuchten meinen Blick zu greifen. Und ich spürte noch die Wärme ihres Kusses, als ich auf die Autobahn abbog.
Ich hatte ihren Geruch in der Nase. Und er verlor sich nicht, als ich eine Currywurst mit Pommes aß, die schon zu lange im Fett geschwommen waren.
Der Tankwart bot einem Fahrer seine Dienste an.
Und ich fuhr und fuhr, ließ die dreispurige Autobahn hinter mir. Und die blauen Schilder wurden weniger. Dann gab es nur noch gelbe Ortsschilder und weniger Verkehr.
An was ich gedacht habe, daran kann ich mich nicht erinnern. Bloß daran, wie ich bei meinen Eltern vor dem schweren Eisentor stand.
Und wir lagen uns in den Armen und schwiegen.
Papa verstärkte den Druck seiner Hand auf meiner Schulter.
Später am Tag stieg ich wieder ins Auto. Und dann begannen die Straßen zu steigen, nur um ein paar Minuten später wieder zu fallen. Nach einer Biegung schmiegten sie sich in einen dichter werdenden Wald.
Im Scheinwerferlicht passierte der Kombi ein Ortsschild.
Kurz dahinter kamen das Bauernmuseum und die Wiesen vom Bauernhof. Bei Kerchels brannte Licht.
Und wenn es früher am Tag gewesen wäre, dann hätte man die Kühe muhen hören.
Dann breiteten die Sterne ihr kühles Tuch über den Silhouetten der Bäume aus. Und die Nacht verschlang das letzte Licht.
Der Kombi stoppte am Waldrand. Genau dort, wo der schmale Weg zwischen die Bäume führte.
Ein großer Schatten schritt den Hang hinauf.
Ich atmete angestrengt und blieb genau an der Stelle stehen, wo früher der Hochsitz gestanden hatte.
Unter mir sah ich das Dorf. Die Viehweiden ließen sich nur erahnen. Der Wald lag wie ein Boomerang vor mir.
„Komm setz dich!“, sagte ich zu ihr und sie lachte. Dann legte ich meinen Arm um sie und zeigte in die Nacht.
„Weißt du noch, als wir hier oben auf dem Hochsitz saßen und unten die Störche beobachtet haben?“ „Bist du sicher, dass wir hier oben saßen? Waren wir da nicht unten auf der Bank neben der Buche?“
Es sind die Plätze mit denen wir viel verbinden.
Orte mit Personen und Personen mit Orten.
Der Mann kramte in seinem Rucksack. „Ich habe dir etwas mitgebracht“, und in der Kühle der Nacht legte er eine Postkarte und eine kleine Muschel ins Laub. Gespannt auf ihre Reaktion.
Sie sah ihn an und er wusste, dass ihre Augen blau in der Sonne funkelten.
Mit zarten Fingern nahm sie das Mitbringsel vom Meer auf und betastete es nachdenklich.
Sie strahlte und erinnerte sich „Die habe ich dir geschenkt!“.
Ihm Schein der entfachen Petroleumleuchte strichen ihre Augen durch die Zeilen.
Sie konzentrierte sich und hin und wieder schlugen die feinen Fältchen der Freude Kapriolen:
Lieber Marc,
nach einer Woche am Meer bin ich mit meinen Eltern wieder bei Oma und Opa. *würg* Hier ist es total langweilig. Und Jan nervt mich total (wie ich kleine Brüder hasse!).
Am Meer wars echt cool. Ging sogar mit Schwimmen. Wenn du mal ans Meer fahren willst. Also ich wäre absolut dabei!
Hier sagen sich echt Hase und Igel gute Nacht. Weißt du was? Dem Kerchel ist letzt die Hälfte seiner Kühe durch den Elektrozaun gerannt. Die haben das halbe Dorf zu geschissen. Die Feuerwehr ist angerückt und Flecki hat zum Geheul der Sirene den Wolf in sich entdeckt.
Klingt vielleicht komisch *nerv*, aber ich mag dich irgendwie.
Auch wenn du manchmal so nervig bist, wie Jan *lach*
Aber du bist anders, als die anderen Jungs. Die sind so laaaaaaaangweilig.
Und ich freue mich schon, wenn du wieder nach Hause kommst.
HDGDL Deine Leonie
P.S. Schreib mir mal zurück!
Die alte Kerchels stand am Fenster der Küche und sah zum Waldrand. Dort spielte Marc Leonie gerade sein Cover von „Written on the sky“ vor, das er aufgenommen hatte. Er hielt sie eng an sich gedrückt.
Die Frau kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen. Da war es doch heller? Genau an dem Punkt, von dem aus man die Beste Aussicht über das Dorf hatte.
Dort saßen Marc und Leonie immer.
Die Zwei waren unzertrennlich. Wie Pech und Schwefel. Wobei man schon gehört hatte, dass es Leonie nicht immer leicht gehabt hatte.
Wenn man dem alten René trauen konnte. Dem war einiges zu Ohren gekommen.
Und jetzt war Leonie nach Hause gekommen. Für immer.
Nachdem sie Fotos ihrer Heimat gemacht hatte.
Das Auto. Ihr Schicksal.
Sie war eine so bezaubernd schöne Frau geworden.
Die Frau am Fenster schloss die Augen und sah die beiden vor sich.
Marc und seine Frau: Leonie.
Und jeder andere hätte nur einen einsamen Mann gesehen, der im nieselnden Regen zwischen den Bäumen saß und mit sich selbst redete.
„Ich habe dich sosehr geliebt“, sagte Marc in die Nacht. Und ein Kauz antwortete ihm.
Dann zog er einen Stift aus der Jacke und begann zu schreiben. Leonie sah ihm über die Schulter. Marc spürte die Wärme ihres Atems und den Geruch ihrer Haare.
„Morgen kommst du nach Hause“, sagte er mehr zu sich selbst.
„Es gibt viele Katastrophen“, formte die Mine auf dem Block.
Manolo Ramon // 16. Oktober 2012
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Dienstag, 11. September 2012
NÄCHTLICHE BEGEGNUNGEN II
manolo ramon, 21:56h
Mit einem Döner in der Hand laufe ich aus der Innenstadt raus. Der Dönermann hat mit seiner Zange ein paar spärliche Salatreste aus der Edelstahlschüssel geklaubt. Und sich dann entschlossen, dass er mir drei Tomatenstücke mit in die Brottasche packt.
„Die letzte Döner fur heut“
Glaub ich ihm aufs Wort. Er legt ein neues Brot neben seinen Dönermaker. Oder wie auch imme
r der Brotgrill heißen mag.
Hinter mir steht eine junge Frau. „Bitte, was darf sein?“
„Ein großer Döner zum Mitnehmen!“ – „Wird gemacht. Darf alles drauf?“
Der ist witzig. Alles leer in den Metallbottichen…
Zusammengepackt reicht das nicht mal für einen kleinen Beilagen Salat im Truck Stop.
Setzt man das einem Biker vor die Lederweste. Der packt einen und schlägt einen einmal quer durch den Laden. Vorne zur Tür raus und durch die Hintertür wieder rein.
Und wenn seine Kumpels dabei sind, dann schafft man es sogar bis in die Nachrichten im Privatfernsehen.
Das alles nur, weil man kleinlich gewesen ist was die Portionierung anging.
Ich lasse mir den Döner schmecken und denke nochmal an den Zusammenstoß in der Fußgängerzone zurück.
Kurz vor der Eisenbahnbrücke laufen sie auf mich zu. Sechs bis sieben junge Frauen. Zwei laufen auf der Straße. Der Rest quetscht sich auf den Bürgersteig.
Die ganz links trägt ein Neon-rosa Kleid. Hauteng und passende High-Heels. Die anderen machen auch einen sehr ansprechenden Eindruck. Wirklich Zucker, wie die gestylt sind.
Sie laufen links und rechts an mir vorbei.
Bleiben dann aber wie auf Kommando stehen. Ich beiße gerade in meinen Döner.
Jetzt bin ich von einem unförmigen U umschlossen, das aus richtig schicken Frauen besteht.
Da habe ich im Leben auch schon unangenehmere Situationen erlebt.
Die Blonde im Neon-rosa Kleid spricht mich an. Und mir bleibt fast das Dönerstück im Hals hängen. Kurz denke ich an eine arte – Doku über eine Mädchengang in L.A.
Asi-Slang in Reinkultur. Mit feinstem Kurpfälzischem Einschlag à la Frau Z.
Die Frau die sich hilfesuchend via Notruf an die Polizei in Monnem wandte.
Da haben sich die Mädels aber ganz schön verlaufen.
Sie suchen den Bahnhof, weil sie nicht von hier seien. Wie sie erzählen.
Und sie kämen gerade aus einer richtig geilen Party.
Aus einer Party? Das klingt ja mal wirklich spannend. Sie zeigen zurück. „Ganz weit in die Richtung.“ Hinter ihnen liegen rechts eine Firma, wo man Kies und Sand kaufen kann.
Ein Stück weiter kann man kaputte Autoscheiben reparieren lassen. Dann gibt’s noch eine Tankstelle und einen Schrottplatz. Und dann endet die Stadt fast schon.
Sie rauchen. Ein paar schauen auf ihr Handy.
„Da habt ihr echt Glück, denn da oben sind die Gleise“, ich zeige auf die Eisenbahnbrücke.
„Und in unserer Stadt führen die genau am Bahnhof vorbei!“
Ich stehe in einer Wolke aus John Player Rauch und Parfüm. Genau zwischen dezent angetrunken Nachtschwärmerinnen. Kleine Handtaschen, Gelfingernägel, wenig Stoff.
„Also ist das euer Bahnhof! Und wie kommen wir da hin?“, fragt die Blonde erfreut und zeigt auf die Brücke. Selbst wenn man sich zwei Flaschen Whisky-Cola-Gemisch in den Kopp gedrückt hat, und sich die leeren Flaschen hinterher als Brille vor die Augen hält, selbst dann wird aus der Betonbrücke kein Bahnhof. Ich erkläre den Weg ein paar Mal.
Immer wieder anderen aus der Gruppe. Ich verstehe nicht was daran so schwer sein soll. Geradeaus und dann links.
Ich unterstreiche meine Worte mit Gesten. Arm gestreckt und dann Hand abgewinkelt.
Sie bedanken sich und kichern. Die Blonde fragt mich im Gehen, ob sie meine Handynummer haben kann. „Ich kann dich anrufen. Dann hast du sie!“
„Cool!“, sagt sie und stöckelt ihren Mädels hinterher.
Ich laufe gemütlich weiter. Schade Jacqueline, aber ich habe deine Nummer gar nicht…
„Die letzte Döner fur heut“
Glaub ich ihm aufs Wort. Er legt ein neues Brot neben seinen Dönermaker. Oder wie auch imme
r der Brotgrill heißen mag.
Hinter mir steht eine junge Frau. „Bitte, was darf sein?“
„Ein großer Döner zum Mitnehmen!“ – „Wird gemacht. Darf alles drauf?“
Der ist witzig. Alles leer in den Metallbottichen…
Zusammengepackt reicht das nicht mal für einen kleinen Beilagen Salat im Truck Stop.
Setzt man das einem Biker vor die Lederweste. Der packt einen und schlägt einen einmal quer durch den Laden. Vorne zur Tür raus und durch die Hintertür wieder rein.
Und wenn seine Kumpels dabei sind, dann schafft man es sogar bis in die Nachrichten im Privatfernsehen.
Das alles nur, weil man kleinlich gewesen ist was die Portionierung anging.
Ich lasse mir den Döner schmecken und denke nochmal an den Zusammenstoß in der Fußgängerzone zurück.
Kurz vor der Eisenbahnbrücke laufen sie auf mich zu. Sechs bis sieben junge Frauen. Zwei laufen auf der Straße. Der Rest quetscht sich auf den Bürgersteig.
Die ganz links trägt ein Neon-rosa Kleid. Hauteng und passende High-Heels. Die anderen machen auch einen sehr ansprechenden Eindruck. Wirklich Zucker, wie die gestylt sind.
Sie laufen links und rechts an mir vorbei.
Bleiben dann aber wie auf Kommando stehen. Ich beiße gerade in meinen Döner.
Jetzt bin ich von einem unförmigen U umschlossen, das aus richtig schicken Frauen besteht.
Da habe ich im Leben auch schon unangenehmere Situationen erlebt.
Die Blonde im Neon-rosa Kleid spricht mich an. Und mir bleibt fast das Dönerstück im Hals hängen. Kurz denke ich an eine arte – Doku über eine Mädchengang in L.A.
Asi-Slang in Reinkultur. Mit feinstem Kurpfälzischem Einschlag à la Frau Z.
Die Frau die sich hilfesuchend via Notruf an die Polizei in Monnem wandte.
Da haben sich die Mädels aber ganz schön verlaufen.
Sie suchen den Bahnhof, weil sie nicht von hier seien. Wie sie erzählen.
Und sie kämen gerade aus einer richtig geilen Party.
Aus einer Party? Das klingt ja mal wirklich spannend. Sie zeigen zurück. „Ganz weit in die Richtung.“ Hinter ihnen liegen rechts eine Firma, wo man Kies und Sand kaufen kann.
Ein Stück weiter kann man kaputte Autoscheiben reparieren lassen. Dann gibt’s noch eine Tankstelle und einen Schrottplatz. Und dann endet die Stadt fast schon.
Sie rauchen. Ein paar schauen auf ihr Handy.
„Da habt ihr echt Glück, denn da oben sind die Gleise“, ich zeige auf die Eisenbahnbrücke.
„Und in unserer Stadt führen die genau am Bahnhof vorbei!“
Ich stehe in einer Wolke aus John Player Rauch und Parfüm. Genau zwischen dezent angetrunken Nachtschwärmerinnen. Kleine Handtaschen, Gelfingernägel, wenig Stoff.
„Also ist das euer Bahnhof! Und wie kommen wir da hin?“, fragt die Blonde erfreut und zeigt auf die Brücke. Selbst wenn man sich zwei Flaschen Whisky-Cola-Gemisch in den Kopp gedrückt hat, und sich die leeren Flaschen hinterher als Brille vor die Augen hält, selbst dann wird aus der Betonbrücke kein Bahnhof. Ich erkläre den Weg ein paar Mal.
Immer wieder anderen aus der Gruppe. Ich verstehe nicht was daran so schwer sein soll. Geradeaus und dann links.
Ich unterstreiche meine Worte mit Gesten. Arm gestreckt und dann Hand abgewinkelt.
Sie bedanken sich und kichern. Die Blonde fragt mich im Gehen, ob sie meine Handynummer haben kann. „Ich kann dich anrufen. Dann hast du sie!“
„Cool!“, sagt sie und stöckelt ihren Mädels hinterher.
Ich laufe gemütlich weiter. Schade Jacqueline, aber ich habe deine Nummer gar nicht…
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NÄCHTLICHE BEGEGNUNGEN I
manolo ramon, 21:54h
Die Straßenlaternen streuen Mottenfängerlicht auf die Steinplatten der Fußgängerzone.
Völlig vertieft sehe ich auf mein Handy. Laufe zügig und…
!!BUUUUUUUMMMMMMMM!!
Eine Schrecksekunde und dann brennt ein pochendender Schmerz hinter meiner Stirn.
Baum oder Laternenpfosten? Ich greife mir reflexartig über die Augen und reibe meinen Kopf.
Direkt vor mir steht ein Typ in
Polo-Shirt. Er betastet seine Unterlippe.
Keiner von uns sagt einen Ton. Die Handies schimmern in der Nacht.
An seinem Mittelfinger ist etwas Blut. Dann öffnet er den Mund und fängt an zu Lachen. Ein Lachen, das sich zwischen den Hauswänden fängt. „Generation iphone!“, sagt er. „Wir glotzen nur auf Displays und kriegen von der Welt nichts mehr mit.“
Nachdem wir kurz gecheckt haben, dass keine weiteren Verletzungen vorliegen, laufen wir weiter. In meiner Hosentasche findet sich noch ein frisches Taschentuch.
Notdürftig versorgen wir die Wunde.
Seine Freundin kringelt sich vor Lachen, als wir ihr von dem Unfall erzählen. Wir sitzen zusammen um einen Bar - Tisch und trinken jeder eine Piña Colada.
„Zum Glück mit Röhrchen!“, lachend angelt er einen Eiswürfel aus dem Glas und hält ihn an die Lippe.
Er zahlt meinen Cocktail und ich seinen. Schmerzensgeld.
Manolo Ramon // 11. September 2012
Völlig vertieft sehe ich auf mein Handy. Laufe zügig und…
!!BUUUUUUUMMMMMMMM!!
Eine Schrecksekunde und dann brennt ein pochendender Schmerz hinter meiner Stirn.
Baum oder Laternenpfosten? Ich greife mir reflexartig über die Augen und reibe meinen Kopf.
Direkt vor mir steht ein Typ in
Polo-Shirt. Er betastet seine Unterlippe.
Keiner von uns sagt einen Ton. Die Handies schimmern in der Nacht.
An seinem Mittelfinger ist etwas Blut. Dann öffnet er den Mund und fängt an zu Lachen. Ein Lachen, das sich zwischen den Hauswänden fängt. „Generation iphone!“, sagt er. „Wir glotzen nur auf Displays und kriegen von der Welt nichts mehr mit.“
Nachdem wir kurz gecheckt haben, dass keine weiteren Verletzungen vorliegen, laufen wir weiter. In meiner Hosentasche findet sich noch ein frisches Taschentuch.
Notdürftig versorgen wir die Wunde.
Seine Freundin kringelt sich vor Lachen, als wir ihr von dem Unfall erzählen. Wir sitzen zusammen um einen Bar - Tisch und trinken jeder eine Piña Colada.
„Zum Glück mit Röhrchen!“, lachend angelt er einen Eiswürfel aus dem Glas und hält ihn an die Lippe.
Er zahlt meinen Cocktail und ich seinen. Schmerzensgeld.
Manolo Ramon // 11. September 2012
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manolo ramon, 21:53h
KARLSRUHE: Zwei alte Damen warten mit ihren Koffern auf die S-Bahn. Alter 70+ und modisch rausgeputzt. Sie beobachten einen Opa mit Rollator. Er gibt seinem Dackel Leckerlis. Sagt die eine Frau zu ihrer Freundin "Guck mal, soviele alte Leute!" Erwidert sie "Ja. Gibt gutes Wetter, heute!"
Manolo Ramon // 11. September 2012
Manolo Ramon // 11. September 2012
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Sonntag, 10. Juni 2012
Mehr Zeit für uns….
manolo ramon, 15:14h
Ich weiß dass ich dich hin und wieder etwas vernachlässige. Manches Mal will ich nach der Arbeit einfach meine Ruhe haben. Da fällt es mir nicht als erstes ein, dass ich einen Stuhl heran ziehen, und mich zu dir setzen könnte.
Und dann bist du hin und wieder verstimmt. Dann kann ich mir sehr sicher sein, dass du angefressen bist.
Ein Nichtbeachten von dir rächt sich sofort. Wie kann man nur so selbstbezogen sein?
Ich habe das Gefühl, dass es für dich das Schönste wäre, würde ich gar nicht von deiner Seite weichen.
Neben dir Frühstücken. Das Mittagessen vom Teller gabeln und dann abends leise den letzten Teller wegräumen, bevor ich mich ins Bett lege.
Aber: Es gibt noch ein anders Leben.
Etwas anderes außer dieses exklusive „Wir“. Ein mehr, um das uns manche beneiden mögen.
Warum verbringen die oft Zeit miteinander und verbitten sich jegliche Unterbrechung?
Da ist das Handy aus und es ist egal, ob draußen die Welt explodiert.
Du schweigst und ich genieße diese Wechselwirkung zwischen uns. Dieses Zwischenspiel hat etwas von kosmischer Weite.
Und ich sehe es als eine Art Geschenk von irgendwoher an, dass wir uns gefunden haben. Mich interessiert nicht deine Vergangenheit, sondern nur das Hier und Jetzt.
Da sitze ich dicht auf dicht in Tuchfühlung mit dir und spüre deine Vibrationen und dein Summen im Bauch.
Du atmest Töne in meine Ohren, und du bewegst mein Herz.
Du nimmst meiner Zeit die Schnelle, lässt mich verweilen und lachen.
In deiner Nähe finde ich Trost und meine Seele fühlt die Freiheit der Weltmeere.
Wir beide sprechen einen Code, den nur wir beide verstehen. – Ich erwidere deinen Klang.
Manche beneiden uns offen. „Ach, das hätte ich auch gerne!“, sinnierte eine Freundin laut. Dann atmete sie sehnend ein.
„Ich kann mir das gar nicht so genau vorstellen, auch wenn ich dich so beobachte!“
Da habe ich gelächelt.
Der Gentleman genießt und schweigt.
Und wenn ich dir schreibe, dass du ein Spiegel meiner Emotionen bist, dann lüge ich nicht.
Bin ich laut, bist du es auch. Bin ich ruhig, dann gibst du leise Töne von dir.
Du bist wie ein Orakel für mich.
In schwierigen Situationen hältst du meine Unruhe aus.
Du flüsterst mir kein Antworten auf meine Fragen, aber zeigst mir ruhige Pfade auf denen ich sicheren Schritts gehen kann.
„Ich liebe dich!“, sollen angeblich die schwersten Worte sein. Kein Satz wird häufiger, und vielleicht auch unbedachter ausgesprochen. Nur wenige Sätze bergen mehr Euphorie und Enttäuschungen so eng beieinander, dass kein hundertstel Millimeter mehr dazwischen passt.
Einmal in die Welt gesetzt fordern diese Worte, schaffen Erwartungen.
„Ich liebe dich!“, ist wie das Zündeln in sommerdürren Büschen, mitten in einem hitzeflimmernden Augustwald. Der Wind bläst Saunaluft zwischen den sandigen Staub. Ein schweißnasser Wanderer wirft ein Streichholz in diesen wassergierenden Schwamm namens Wald.
Dieses verzehrende Inferno was sich dann auftut, das ist jenes nach einem:
„Ich liebe dich!“
Lodern, prasseln und magnesiumhelles Brennen.
Es knisterst und verzehrt sich. Es schlägt peitschend um sich, wie ein besoffener Bierkutscher.
Ich wäge all die Alternativen ab, all die Konsequenzen und ich weiß, dass du weißt, was du mir bedeutest.
Du kennst meine heißen Tränen und höchste emotionale Beteiligung. Du bringst mein Leben aus dem Takt und mein Herz aus dem Rhythmus.
Und selbst wenn du Worte finden würdest, ich kann mir vorstellen dass du Schwierigkeiten hättest etwas zu entgegnen.
Nicht weil du weniger wortgewandt wärst, sondern weil deine Töne einfach andere wären.
Und ich kann dir versprechen, dass ich mich dich nach dir sehne. Wenn ich den Klang von anderen höre. Sie sind dir ähnlich, aber nicht du!
Ihr Klang erinnert mich an dich.
Ich kenne dich schon so lange, dass ich dir scheiben kann, offen und ehrlich.
Zu Beginn warst du mir unsympathisch, und zwar sehr.
Diese Antipathie legte sich erst nach geraumer Zeit. Wir hatten Zeit uns zu beschnuppern, und ich änderte meine Meinung um 180°.
Das Leben hat uns einander an die Seiten gestellt. Und ich werde auf dich aufpassen.
Wenn es mich auf einen anderen Kontinent verschlagen sollte, dann nehme ich dich mit.
Ich genieße jede Minute mit dir und lausche deinen Erwiderungen.
Vielleicht wäre es zu weit gegriffen, wenn ich sagte, dass ich dich liebte, aber ich kann dich sehr , sehr gut leiden.
Du bist so vieles für mich. Auch wenn du meistens schweigst. Aber das ist typisch für dich. Du bist: Reactio auf actio.
Das macht dich so besonders. Unverkennbar und herzwärmend.
Ich wäre auch ohne dich viel, aber mit dir bin ich mehr:
Mein Klavier.
Manolo Ramon // 6. Juni 2012
Und dann bist du hin und wieder verstimmt. Dann kann ich mir sehr sicher sein, dass du angefressen bist.
Ein Nichtbeachten von dir rächt sich sofort. Wie kann man nur so selbstbezogen sein?
Ich habe das Gefühl, dass es für dich das Schönste wäre, würde ich gar nicht von deiner Seite weichen.
Neben dir Frühstücken. Das Mittagessen vom Teller gabeln und dann abends leise den letzten Teller wegräumen, bevor ich mich ins Bett lege.
Aber: Es gibt noch ein anders Leben.
Etwas anderes außer dieses exklusive „Wir“. Ein mehr, um das uns manche beneiden mögen.
Warum verbringen die oft Zeit miteinander und verbitten sich jegliche Unterbrechung?
Da ist das Handy aus und es ist egal, ob draußen die Welt explodiert.
Du schweigst und ich genieße diese Wechselwirkung zwischen uns. Dieses Zwischenspiel hat etwas von kosmischer Weite.
Und ich sehe es als eine Art Geschenk von irgendwoher an, dass wir uns gefunden haben. Mich interessiert nicht deine Vergangenheit, sondern nur das Hier und Jetzt.
Da sitze ich dicht auf dicht in Tuchfühlung mit dir und spüre deine Vibrationen und dein Summen im Bauch.
Du atmest Töne in meine Ohren, und du bewegst mein Herz.
Du nimmst meiner Zeit die Schnelle, lässt mich verweilen und lachen.
In deiner Nähe finde ich Trost und meine Seele fühlt die Freiheit der Weltmeere.
Wir beide sprechen einen Code, den nur wir beide verstehen. – Ich erwidere deinen Klang.
Manche beneiden uns offen. „Ach, das hätte ich auch gerne!“, sinnierte eine Freundin laut. Dann atmete sie sehnend ein.
„Ich kann mir das gar nicht so genau vorstellen, auch wenn ich dich so beobachte!“
Da habe ich gelächelt.
Der Gentleman genießt und schweigt.
Und wenn ich dir schreibe, dass du ein Spiegel meiner Emotionen bist, dann lüge ich nicht.
Bin ich laut, bist du es auch. Bin ich ruhig, dann gibst du leise Töne von dir.
Du bist wie ein Orakel für mich.
In schwierigen Situationen hältst du meine Unruhe aus.
Du flüsterst mir kein Antworten auf meine Fragen, aber zeigst mir ruhige Pfade auf denen ich sicheren Schritts gehen kann.
„Ich liebe dich!“, sollen angeblich die schwersten Worte sein. Kein Satz wird häufiger, und vielleicht auch unbedachter ausgesprochen. Nur wenige Sätze bergen mehr Euphorie und Enttäuschungen so eng beieinander, dass kein hundertstel Millimeter mehr dazwischen passt.
Einmal in die Welt gesetzt fordern diese Worte, schaffen Erwartungen.
„Ich liebe dich!“, ist wie das Zündeln in sommerdürren Büschen, mitten in einem hitzeflimmernden Augustwald. Der Wind bläst Saunaluft zwischen den sandigen Staub. Ein schweißnasser Wanderer wirft ein Streichholz in diesen wassergierenden Schwamm namens Wald.
Dieses verzehrende Inferno was sich dann auftut, das ist jenes nach einem:
„Ich liebe dich!“
Lodern, prasseln und magnesiumhelles Brennen.
Es knisterst und verzehrt sich. Es schlägt peitschend um sich, wie ein besoffener Bierkutscher.
Ich wäge all die Alternativen ab, all die Konsequenzen und ich weiß, dass du weißt, was du mir bedeutest.
Du kennst meine heißen Tränen und höchste emotionale Beteiligung. Du bringst mein Leben aus dem Takt und mein Herz aus dem Rhythmus.
Und selbst wenn du Worte finden würdest, ich kann mir vorstellen dass du Schwierigkeiten hättest etwas zu entgegnen.
Nicht weil du weniger wortgewandt wärst, sondern weil deine Töne einfach andere wären.
Und ich kann dir versprechen, dass ich mich dich nach dir sehne. Wenn ich den Klang von anderen höre. Sie sind dir ähnlich, aber nicht du!
Ihr Klang erinnert mich an dich.
Ich kenne dich schon so lange, dass ich dir scheiben kann, offen und ehrlich.
Zu Beginn warst du mir unsympathisch, und zwar sehr.
Diese Antipathie legte sich erst nach geraumer Zeit. Wir hatten Zeit uns zu beschnuppern, und ich änderte meine Meinung um 180°.
Das Leben hat uns einander an die Seiten gestellt. Und ich werde auf dich aufpassen.
Wenn es mich auf einen anderen Kontinent verschlagen sollte, dann nehme ich dich mit.
Ich genieße jede Minute mit dir und lausche deinen Erwiderungen.
Vielleicht wäre es zu weit gegriffen, wenn ich sagte, dass ich dich liebte, aber ich kann dich sehr , sehr gut leiden.
Du bist so vieles für mich. Auch wenn du meistens schweigst. Aber das ist typisch für dich. Du bist: Reactio auf actio.
Das macht dich so besonders. Unverkennbar und herzwärmend.
Ich wäre auch ohne dich viel, aber mit dir bin ich mehr:
Mein Klavier.
Manolo Ramon // 6. Juni 2012
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Der Himmel spricht von Liebe
manolo ramon, 13:39h
Ich durchliebe mich, durch dich.
Dich zaubert der Junitag wolkenweiß an den Himmel.
Himmel: Grenzenlos umfließt er mich.
Mich, der ich ruhig liege.
Liege im sattgrünen Gras. Mein Blick schweift nach oben.
Oben hängt dein schmales Gesicht wolkenschön in Kilometerhöhe.
Kilometerhöhe. Zwischen dem wolkenschönen Himmelsgemälde. Fern.
Fern für meine Augen. Nah bist du in meinem Herz.
♥!
♥lich.
Ich.
Manolo Ramon // 8. Juni 2012
Dich zaubert der Junitag wolkenweiß an den Himmel.
Himmel: Grenzenlos umfließt er mich.
Mich, der ich ruhig liege.
Liege im sattgrünen Gras. Mein Blick schweift nach oben.
Oben hängt dein schmales Gesicht wolkenschön in Kilometerhöhe.
Kilometerhöhe. Zwischen dem wolkenschönen Himmelsgemälde. Fern.
Fern für meine Augen. Nah bist du in meinem Herz.
♥!
♥lich.
Ich.
Manolo Ramon // 8. Juni 2012
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Mittwoch, 9. Mai 2012
Im Auto nachgefragt.
manolo ramon, 02:18h
Aus Gesprächen mit Frauen und Männern, die am Steuer von Taxis sitzen:
„Was haben Sie durch Ihren Beruf über Leben und Menschen gelernt?“
Antworten:
„Einfach für einen heißen Kaffee eine kurze Pause machen, den Stress rausnehmen“
„Betrogene Ehefrauen können sich fantasievoll an ihren Männern rächen“
„Hübsche Mädchen sind immer noch die angenehmsten Fahrgäste, gerade wenn sie zum Feiern fahren“
„Wer besoffen neben dem Taxi umfällt oder von Kumpels zum Taxi getragen wird, der kommt nicht ins Auto“
„Gucken Sie, ich war Koch. Heute fahre ich Taxi. Im Leben immer das machen, was man wirklich will“
„Frauen machen gerne Urlaub an Strand und Meer“
„Es gibt Leute die haben genügend Geld, um im Taxi an die Côte d’ Azur zu fahren“
„Wenn Sie einem Menschen zuhören, dann erzählt er Ihnen viel“
„Manchmal wartet die Liebe im Auto. Ich habe meine Ehefrau in meinem Taxi getroffen. Jetzt sind wir seit 20 Jahren verheiratet“
„Hab ich immer viel Sprache gelernt, weil ohne Sprach sehr schwer, ja!?“
„Ich habe meinen Traum wahr gemacht“
„Vor manchen Kollegen am Steuer müssten die Fahrgäste mehr Angst haben, als andersrum!“
„Einfach mal verrückte Sachen im Leben machen“ [sie lacht], dann sagt sie zu mir:
„Wir könnten zusammen zum Flughafen fahren und ans Meer fliegen…“
„In manchen Ländern lieber nicht mit dem Taxi fahren, außer man ist Millionär oder lebensmüde“
„Döner und helle Ledersitze vertragen sich nicht!“
„Wenn mir eine leicht betrunkene Frau sagt, dass ich einfach ein bisschen durch die Gegend fahren soll, ohne Ziel, dann mach ich das auch. Frage vorher aber, ob sie Geld dabei hat“
„Im Lebe immer nach die eigene Glück gucken! Liebe Frau, Kinder sind gesund, Arbeit macht Spaß. Die Leben ist perfekt, oder?“
„Ich kann Menschen sehr viel besser einschätzen, seit ich Taxi fahre“
„Durch einen Fahrgast habe ich das beste Steak-Restaurant entdeckt“
Manolo Ramon // 5. Mai 2012
„Was haben Sie durch Ihren Beruf über Leben und Menschen gelernt?“
Antworten:
„Einfach für einen heißen Kaffee eine kurze Pause machen, den Stress rausnehmen“
„Betrogene Ehefrauen können sich fantasievoll an ihren Männern rächen“
„Hübsche Mädchen sind immer noch die angenehmsten Fahrgäste, gerade wenn sie zum Feiern fahren“
„Wer besoffen neben dem Taxi umfällt oder von Kumpels zum Taxi getragen wird, der kommt nicht ins Auto“
„Gucken Sie, ich war Koch. Heute fahre ich Taxi. Im Leben immer das machen, was man wirklich will“
„Frauen machen gerne Urlaub an Strand und Meer“
„Es gibt Leute die haben genügend Geld, um im Taxi an die Côte d’ Azur zu fahren“
„Wenn Sie einem Menschen zuhören, dann erzählt er Ihnen viel“
„Manchmal wartet die Liebe im Auto. Ich habe meine Ehefrau in meinem Taxi getroffen. Jetzt sind wir seit 20 Jahren verheiratet“
„Hab ich immer viel Sprache gelernt, weil ohne Sprach sehr schwer, ja!?“
„Ich habe meinen Traum wahr gemacht“
„Vor manchen Kollegen am Steuer müssten die Fahrgäste mehr Angst haben, als andersrum!“
„Einfach mal verrückte Sachen im Leben machen“ [sie lacht], dann sagt sie zu mir:
„Wir könnten zusammen zum Flughafen fahren und ans Meer fliegen…“
„In manchen Ländern lieber nicht mit dem Taxi fahren, außer man ist Millionär oder lebensmüde“
„Döner und helle Ledersitze vertragen sich nicht!“
„Wenn mir eine leicht betrunkene Frau sagt, dass ich einfach ein bisschen durch die Gegend fahren soll, ohne Ziel, dann mach ich das auch. Frage vorher aber, ob sie Geld dabei hat“
„Im Lebe immer nach die eigene Glück gucken! Liebe Frau, Kinder sind gesund, Arbeit macht Spaß. Die Leben ist perfekt, oder?“
„Ich kann Menschen sehr viel besser einschätzen, seit ich Taxi fahre“
„Durch einen Fahrgast habe ich das beste Steak-Restaurant entdeckt“
Manolo Ramon // 5. Mai 2012
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Mittwoch, 2. Mai 2012
Meiner Schatten Licht
manolo ramon, 13:42h
Du warst meiner Schatten Licht,
glaub es
oder
glaub es nicht.
Zeitgleicher Griff zum Telefon.
Du im Ohr.
Beiderseits nicht abgesprochen:
„Hey, hier bin ich schon!“
Dein Lachen war mir wohl bekannt.
Die Melodie deiner Sprache.
Gesten und leises Fluchen von dir.
Wir sind durch nächtliche Straßen gerannt.
Da war in mir:
Ehrliche Liebe und
ein riesen Maß Freundschaft,
zu dir.
Einmal im Traum, ich wachte auf, schlief nicht mehr drauf.
Das unbekannte Gesicht einer
Frau:
„Pass auf sie auf!“
Ich lag wach und fragte mich:
Wer ist gemeint, und warum denn?
Heute weiß ich:
Sie meinte dich.
Du warst Teil meiner bunten Welt.
Ich wusste so vieles von dir.
Wir teilten unsere Lebenszeit.
Unbezahlbar, für kein Geld.
Wie weit gehe ich mit durchs andere Leben?
Wie schwer wiegen Liebe
und Freundschaft?
Es gibt kein banales: „So ist das eben!“
Manchmal zerreißt es das eigene Herz.
Du bleibst stehen, wissentlich.
Siehst jemanden gehen, fasst es nicht.
In dir nur Leere und horizontloser Schmerz.
Der Muskel im Brustkorb schreit:
„Bist du verrückt? Lässt sie einfach so gehen!?“
Der Kopf mahnt zur Ruhe:
„Es ist ok so! Alles hat seine Zeit“
Du warst so vieles für mich. Manches ja, manches nicht.
Du hast meine Zeit, zeitlos gemacht.
Bist Freundin gewesen und engste Vertraute,
und meiner Schatten Licht.
Schliefst neben mir, wie ein Murmeltier.
Wir haben so viel zusammen gelacht,
Neues entdeckt, auch gestritten.
Und ich war glücklich mit dir.
Kein Mensch ist fehlerfrei.
Jeder hat Ecken und Macken.
Du, ich auch.
Das war uns aber einerlei.
Ich sehe uns auf unsichtbarer Straße gehen.
Du läufst zügig weiter. Ich blicke dir nach.
Und dann sag ich mir halblaut:
Bleib einfach stehen!
Du warst meiner Schatten Licht.
So vieles
und so vieles
nicht.
Heute weiß ich sicherlich:
Ich trag es selbst in mir,
meiner Schatten Licht!
Freude, Liebe, Wut und einen Hauch Erinnerung an dich.
Du warst meiner Schatten Licht,
glaub es
oder
glaub es nicht.
Manolo Ramon // 2. Mai 2012
glaub es
oder
glaub es nicht.
Zeitgleicher Griff zum Telefon.
Du im Ohr.
Beiderseits nicht abgesprochen:
„Hey, hier bin ich schon!“
Dein Lachen war mir wohl bekannt.
Die Melodie deiner Sprache.
Gesten und leises Fluchen von dir.
Wir sind durch nächtliche Straßen gerannt.
Da war in mir:
Ehrliche Liebe und
ein riesen Maß Freundschaft,
zu dir.
Einmal im Traum, ich wachte auf, schlief nicht mehr drauf.
Das unbekannte Gesicht einer
Frau:
„Pass auf sie auf!“
Ich lag wach und fragte mich:
Wer ist gemeint, und warum denn?
Heute weiß ich:
Sie meinte dich.
Du warst Teil meiner bunten Welt.
Ich wusste so vieles von dir.
Wir teilten unsere Lebenszeit.
Unbezahlbar, für kein Geld.
Wie weit gehe ich mit durchs andere Leben?
Wie schwer wiegen Liebe
und Freundschaft?
Es gibt kein banales: „So ist das eben!“
Manchmal zerreißt es das eigene Herz.
Du bleibst stehen, wissentlich.
Siehst jemanden gehen, fasst es nicht.
In dir nur Leere und horizontloser Schmerz.
Der Muskel im Brustkorb schreit:
„Bist du verrückt? Lässt sie einfach so gehen!?“
Der Kopf mahnt zur Ruhe:
„Es ist ok so! Alles hat seine Zeit“
Du warst so vieles für mich. Manches ja, manches nicht.
Du hast meine Zeit, zeitlos gemacht.
Bist Freundin gewesen und engste Vertraute,
und meiner Schatten Licht.
Schliefst neben mir, wie ein Murmeltier.
Wir haben so viel zusammen gelacht,
Neues entdeckt, auch gestritten.
Und ich war glücklich mit dir.
Kein Mensch ist fehlerfrei.
Jeder hat Ecken und Macken.
Du, ich auch.
Das war uns aber einerlei.
Ich sehe uns auf unsichtbarer Straße gehen.
Du läufst zügig weiter. Ich blicke dir nach.
Und dann sag ich mir halblaut:
Bleib einfach stehen!
Du warst meiner Schatten Licht.
So vieles
und so vieles
nicht.
Heute weiß ich sicherlich:
Ich trag es selbst in mir,
meiner Schatten Licht!
Freude, Liebe, Wut und einen Hauch Erinnerung an dich.
Du warst meiner Schatten Licht,
glaub es
oder
glaub es nicht.
Manolo Ramon // 2. Mai 2012
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Montag, 16. April 2012
Für dich
manolo ramon, 16:17h
Beim Klang der Tasten denke ich mir:
Wär´s nicht schön, säße sie hier?
Einmal fragtest du mich:
„Schreibst du mir ein paar Zeilen?“ – „Für dich?“
Unter gleißender Sonne fing ich an.
Legte den Block weg, und vergaß ihn sodann.
Heute halt ich ihn in den Händen. Ein Wink aus lang vergangen Tagen. Soll ich die Zeilen beenden?
Weißt du, ich habe dich sehr geliebt.
Die feine Narbe über deiner Braue. Einfach, dass es dich gibt.
Eines Tages verlor ich dich,
und du mich.
An deinen Schritten konnte ich dich erraten.
Wir haben Pfannkuchen zusammen gebraten.
Ich starre aufs Holz am Klavier.
Du bist nicht hier.
Soll ich das Blatt aus dem Block rausreißen?
Einfach wär´s, und dann zu alter Zeitung und Werbung schmeißen.
Dann erinnere ich mich: Ich habe mal ein Lied gespielt, für dich.
Der Klang dieser Harmonie.
Entschwunden fast, tief in mir nie!
Ich drücke die Tasten sinnierend leise,
und beende die Zeilen an dich, auf diese Weise.
Dann liegt wieder die Ruhe im Raum.
Verklungen die Töne. Ein Minutentraum.
Hab Dank für die Freundschaft zwischen uns zwei,
dein Lachen und Reden. Tiefe Momente. Das war. Ist vorbei.
„Schreibst du mir ein paar Zeilen?“
„Für dich?“
Tschüss alte Freundin.
Ja, habe ich!
Manolo Ramon // 16. April 2012
Wär´s nicht schön, säße sie hier?
Einmal fragtest du mich:
„Schreibst du mir ein paar Zeilen?“ – „Für dich?“
Unter gleißender Sonne fing ich an.
Legte den Block weg, und vergaß ihn sodann.
Heute halt ich ihn in den Händen. Ein Wink aus lang vergangen Tagen. Soll ich die Zeilen beenden?
Weißt du, ich habe dich sehr geliebt.
Die feine Narbe über deiner Braue. Einfach, dass es dich gibt.
Eines Tages verlor ich dich,
und du mich.
An deinen Schritten konnte ich dich erraten.
Wir haben Pfannkuchen zusammen gebraten.
Ich starre aufs Holz am Klavier.
Du bist nicht hier.
Soll ich das Blatt aus dem Block rausreißen?
Einfach wär´s, und dann zu alter Zeitung und Werbung schmeißen.
Dann erinnere ich mich: Ich habe mal ein Lied gespielt, für dich.
Der Klang dieser Harmonie.
Entschwunden fast, tief in mir nie!
Ich drücke die Tasten sinnierend leise,
und beende die Zeilen an dich, auf diese Weise.
Dann liegt wieder die Ruhe im Raum.
Verklungen die Töne. Ein Minutentraum.
Hab Dank für die Freundschaft zwischen uns zwei,
dein Lachen und Reden. Tiefe Momente. Das war. Ist vorbei.
„Schreibst du mir ein paar Zeilen?“
„Für dich?“
Tschüss alte Freundin.
Ja, habe ich!
Manolo Ramon // 16. April 2012
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