Dienstag, 11. September 2012
NÄCHTLICHE BEGEGNUNGEN I
Die Straßenlaternen streuen Mottenfängerlicht auf die Steinplatten der Fußgängerzone.
Völlig vertieft sehe ich auf mein Handy. Laufe zügig und…
!!BUUUUUUUMMMMMMMM!!
Eine Schrecksekunde und dann brennt ein pochendender Schmerz hinter meiner Stirn.
Baum oder Laternenpfosten? Ich greife mir reflexartig über die Augen und reibe meinen Kopf.
Direkt vor mir steht ein Typ in
Polo-Shirt. Er betastet seine Unterlippe.
Keiner von uns sagt einen Ton. Die Handies schimmern in der Nacht.
An seinem Mittelfinger ist etwas Blut. Dann öffnet er den Mund und fängt an zu Lachen. Ein Lachen, das sich zwischen den Hauswänden fängt. „Generation iphone!“, sagt er. „Wir glotzen nur auf Displays und kriegen von der Welt nichts mehr mit.“
Nachdem wir kurz gecheckt haben, dass keine weiteren Verletzungen vorliegen, laufen wir weiter. In meiner Hosentasche findet sich noch ein frisches Taschentuch.
Notdürftig versorgen wir die Wunde.
Seine Freundin kringelt sich vor Lachen, als wir ihr von dem Unfall erzählen. Wir sitzen zusammen um einen Bar - Tisch und trinken jeder eine Piña Colada.
„Zum Glück mit Röhrchen!“, lachend angelt er einen Eiswürfel aus dem Glas und hält ihn an die Lippe.
Er zahlt meinen Cocktail und ich seinen. Schmerzensgeld.

Manolo Ramon // 11. September 2012

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